Koeps Kino
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<h2>Good Time
Von wegen „gute Zeit“, der Titel des neuen Films des Regie-Duos Ben und Joshua Safdie („Heaven Knows What“) ist eine echte Mogelpackung — Gott sei Dank. Mit ihrem Underdog-Thriller bringen sie ein fast absurd untalentiertes Buddy-Team auf den unrechten Weg. Mitten aus der Therapiesitzung in einer Fördereinrichtung schnappt sich Connie seinen geistig behinderten Bruder, um mit ihm einen Bankraub durchzuziehen. Obwohl das „Ding“ noch halbwegs gut geht, ruiniert eine Farbbombe die Beute und verpasst den Flüchtenden einen verräterischen Farbton. Nick wird dennoch geschnappt und landet im Gefängnis, wo er zum Spielball der üblen Mitgefangenen wird. Also muss Connie (Ex-„Biss“-Vampir Robert Pattinson) versuchen, ihn da irgendwie herauszuholen, doch das pinkfarbene Geld hilft da wenig. Die Safdie-Brüder, die bisher als Geheimtipp galten, lassen in ihrem schrägen Thriller das Genre der 80er-Thriller immer wieder effektvoll auf die Realität des Lebens prallen.
Cinema, Vorpremiere am Mo. um 19 Uhr
Mit dem Biopic über seinen Landsmann Jean „Django“ Reinhardt erzählt das Regiedebüt des belgischen Produzenten Etienne Comar eine weithin unbekannte — und freilich auch historisch nicht sicher belegte — Geschichte aus dem Jahr 1943. Während die Nazis seine Landsleute deportieren, kann der berühmte Jazz-Gitarrist trotz seiner Sinti-Zugehörigkeit relativ unbehelligt in Paris leben. Zu seinen Fans gehören auch hohe Offiziere der Wehrmacht. Doch als Goebbels Reinhardt zu einem Gastspiel nach Berlin einladen will, sträubt sich Reinhardt und versteckt sich in einem Sinti-Lager. Doch dann bitten ihn Widerstandskämpfer, ein Konzert für Nazi-Bonzen zu spielen, und zwar mit gewissen künstlerischen Beschränkungen. Comar stellt die Frage nach der politischen Integrität des Künstlers in einer — bis auf die musikalischen Einlagen des als „Dreifingerblitz“ bekannten Virtuosen — eher hölzernen Dramaturgie.
Bambi, tgl. 19 u. 21.30 Uhr, am Di. im franz. OmU
Abtauchen vor dem Holocaust. Im Jahr der Wannseekonferenz gab es für die Juden in Berlin nur noch eine Fluchtmöglichkeit, um dem Holocaust zu entkommen: sich „unsichtbar“ machen. Ohne Papiere, fast ohne Hilfe und ständig die Gestapo im Nacken und trotz jüdischen Denunzianten gelang es einigen dennoch, sich bis zum Kriegsende in der Reichshauptstadt zu verstecken. Basierend auf Zeitzeugeninterviews von Überlebenden, montierten Claus Räfle und Alejandra López eine eindrucksvolle Doku-Fiktion über diesen wenig bekannten Aspekt des Holocaust.
Metropol, tgl. 19 Uhr
Ein Jahr später stöhnte Deutschland unter dem „Heißen Herbst“ des Terrorjahres 1977, doch 1976 war ein „Jahrhundertsommer“, vielleicht der letzte vor den Rekordserien des Klimawandels. In die Wochen drückender Hitze und anhaltender Trockenheit platziert Sonja Maria Kröner (Jg. 1979) ihr Langfilmdebüt als Gesellschaftsporträt der ausgehenden 70er Jahre. Das jährliche Fest in Großmutters Garten steht diesmal unter einem ungünstigen Vorzeichen: Oma Sophie ist gestorben und am Tag der Beerdigung hat ein Blitz einen Baum gespalten. Für weiteren Zündstoff sorgen Erbstreitigkeiten und während sich der Sohn mit dem Vater versöhnen will, kocht der Konflikt zwischen Eva und ihrer Schwägerin hoch. Derweil amüsieren sich die Kinder in der spontanen FKK-Zone im Garten, doch dann kommt die Nachricht von einem Serienmörder in der Nachbarschaft.
Metropol, tgl. 17 u. 19 Uhr, am Samstag kommt Regisseurin Sonja Kröner um 17 Uhr zur Vorstellung
Sie hat sich die Welt schön gemalt. Basierend auf der Geschichte der kanadischen Volksmalerin Maude Lewis (1903 - 1970) erzählt das irisch-kanadische Drama von einer Frau, die trotz aller Widrigkeiten ihres Lebens die Kunst zur Überwindung ihrer Grenzen nutzen konnte. Körperlich durch eine Gelenkerkrankung in der Kindheit stark beeinträchtigt, wird Maude (Sally Hawkins) als junge Frau von ihrer Familie als Haushälterin an den eigenbrötlerischen Fischhändler Everett Lewis (Ethan Hawke) „abgegeben“. Beengt in der winzigen Hütte, entdeckt Maud die Welt der Farben für sich und bemalt die unterschiedlichsten Materialien mit ihren leuchtenden, kleinformatigen Blumenbildern. Trotz der anfänglichen Grobheit Everetts wächst die Beziehung der beiden Außenseiter zu einer tiefen Verbindung. Herzergreifende melancholische Außenseiter-Liebesgeschichte.
Bambi, tgl. 16.30 u. 19 Uhr, Sa. - Mi. auch 14 Uhr, am Di. um 19 Uhr im engl. OmU
Francis Lees Kinodebüt ist so etwas wie ein britisches „Brokeback Mountain“. Johnny Saxby lebt mit seinem strengen Vater und der Großmutter auf einer Schaf-Farm in Yorkshire. Abwechslung von der harten, einsamen Arbeit findet der junge Züchter nur beim schnellen Sex mit Männern und in regelmäßigen Besäufnissen in der Dorfkneipe. Als der Vater eines Tages den rumänischen Wanderarbeiter Gheorghe als Hilfe einstellt, freunden sich die beiden Männer schnell an und es entwickelt sich eine romantische Beziehung. Doch Gheorghes Vorschlag zu Änderungen auf der Farm führen zu Bruch. Johnny muss mit sich und seinen Gefühlen ins Reine kommen.
Bambi, tgl. 21.30 Uhr (außer Mi.), am Di. im engl. OmU
Liebe Leser, da die Spielzeiten der Filme z. T. täglich variieren, prüfen Sie bitte den Beginn tagesaktuell unter
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