Koeps Kino: Filmtipps für Düsseldorf
Diese Filme empfiehlt unser Kino-Experte für die nächsten Tage.
<h2>Die brillante Mademoiselle Neila
My Fair Lady aus der Banlieu. Dieses Culture-Clash-Drama verlegt das „Pygmalion“-Motiv in das gesellschaftliche Hochspannungsfeld zwischen den Maghreb-Einwanderern und dem elitären Establishment in Paris. Neila kommt aus dem Ghetto und will als Anwältin auch die Welt verbessern, aus der sie kommt. Mit einem der begehrten Studienplätze auf der Assas-Law School hat sie eine wichtige Hürde genommen. Doch gleich am ersten Tag kommt sie zu spät in die Vorlesung und Professor Mazard, der für seine zynischen Sprüche und Provokationen berüchtigt ist, nimmt sie ins Visier.
Doch diesmal überspannt er den Bogen, die Studenten beschweren sich über die diskriminierenden Bemerkungen. Die Uni-Leitung stellt Mazard vor die Wahl, entweder er wird gefeuert oder er nimmt Neila unter seine Fittiche für einen nationalen Rhetorik-Wettbewerb. Nun müssen sich der anspruchsvolle Dozent und die widerspenstige Studentin zusammenraufen und bald kann Mazard ihr Talent wecken und tatsächlich kann sie einige Ausscheidungen für sich gewinnen. Doch kurz vor dem Finale erfährt Neila von dem Deal Mazards mit dem Uni-Rektor.
Das Duell zwischen Generationen, Kulturen und Klassen lebt sehr von dem Darsteller-Duell Camélia Jordana und Daniel Auteuil, bleibt aber brav in den gefälligen Konventionen des Mainstream.
Atelier, Vorpremiere am Di. um 19 Uhr im frz. OmU
Roadmovie über den Gulag-Highway. Die rund zweitausend Kilometer lange Straße in Ostsibirien gilt als der längste Friedhof der Welt. Die Opfer der stalinistischen Arbeitslager wurden hier entlang der Rollbahn zu Tausenden verscharrt oder in der eisigen Kälte einfach abgeladen. Der polnische Dokumentarfilmer Stanislaw Mucha („Absolut Warhola“) begibt sich auf die Spuren dieser Todespiste, die das berüchtigte System der sowjetischen Zwangsarbeitslager verband. Er spricht mit den Menschen, die hier mehr oder weniger festgefroren sind in einem Leben, das Mucha mit einer Mischung aus skurrilem Witz und kurioser Liebenswürdigkeit betrachtet.
Metropol, Premiere am Mo. um 19 Uhr (russ. OmU) in Anwesenheit von Stanislaw Mucha
Coming Out/Of Age. Das Schwulendrama von Anne Fontaine verbindet die klassischen Motive von Erwachsenwerden und Bewusstwerden der Homosexualität. Basierend auf dem autobiografischen Roman Édouard Louis erzählt der Film die schwierige Jugend des kleinen Marvin in schwierigen Verhältnissen in der Provinz. Weder in der konservativen Gemeinde noch in dem prekären Elternhaus kann er Verständnis für sein Anderssein erwarten. Erst als ihm die Lehrerin die Welt des Theaters zugänglich macht, eröffnet sich ihm eine Lebensperspektive. Er geht nach Paris und erlebt dort eine persönliche Befreiung. Die eindrucksvolle Studie einer schwulen Jugend unter widrigen Verhältnissen wird hier mit einer arg klischeehaften Selbstbefreiung in der Pariser Kulturszene verwässert.
Bambi, Mo. 21.30 Uhr in der Reihe „Homochrom“
Zehn Jahre nachdem die schwedische Feelgood-Komödie „Männer im Wasser“ eine männliche Synchronschwimm-Riege ins Becken geschickt hat, ziehen nun die Briten nach. So wie einst die männlichen Stripper in „Ganz oder gar nicht“ gerät ein Loser-Team auf Geschlechterrollen-Abwege und findet so einen Weg aus der Lebenskrise und zu einer neuen Identität. Da ist Eric, der seine Frau verlässt, weil er eigentlich eifersüchtig auf ihren Erfolg ist und selbst einen öden Buchhalter-Job hat und von seinem Sohn gemieden wird. Als er eines Abends eine Gruppe Synchronschwimmer im örtlichen Hallenbad beobachtet, schließt er sich der Amateurtruppe spontan an. Als sich dann die Teilnahme an der Weltmeisterschaft im Wasserballett anbietet, flattern den Jungs nicht nur die Nasenklammern.
Metropol, tgl. 19 u. 21.15 Uhr, am Mo. um 21.45 Uhr im engl. OmU
Nach „Sworn Virgin“ steht für Laura Bispuri erneut ein Frauendrama abseits der Männerwelt an: An ihrem zehnten Geburtstag muss Vittoria feststellen, dass die Frau, die sie für ihre Mutter hielt, nicht ihre leibliche Mutter ist. Tina hatte das Mädchen nach der Geburt der psychisch labilen Anjelica „abgekauft“ und sich liebevoll um das Mädchen gekümmert. Dafür zahlte sie der notorischen „Dorfschlampe“ einen monatlichen Unterhalt. Doch nun ist Anjelica in ernsten Geldschwierigkeiten und Tina kann nicht aushelfen. Anjelica verlangt, dass die Tochter sie einmal auf ihrem Bauernhof besucht. Die Begegnung verläuft zwar alles andere als vielversprechend, dennoch stellt sich für Vittoria eine profunde Identitätsfrage. Nicht immer ganz frei von Klischees, lebt der Film von seinen drei Darstellerinnen Valia Golino (Tina), Alba Rohrwacher (Anjelica) und Sara Casu (Vittoria).
Bambi, So. 12.15 Uhr Di. 21.30 Uhr
Eine cineastische Rarität präsentiert das Bambi: einen erotischen Anime-Film aus dem Jahr 1969, der sich zwar in Japan seinerzeit an der Kasse gut schlug, aber ansonsten in der Versenkung verschwand. Drei Jahre vor dem US-Hit „Fritz the Cat“ brachte Eiichi Yamamoto diesen Zeichentrickfilm für Erwachsene ins Kino. Er erzählt das orientalische Märchen von „Aladin“ als sinnlich-erotische (aber nicht pornografische) Vision mit psychedelischem Einschlag.
Bambi, Mo. 21 Uhr (jap. OmU)