Fifty-Fifty und Lore-Lorentz-Schule Schüler gestalten Obdachlosenmagazin
Düsseldorf · Bereits seit 2013 arbeiten die Obdachloseninitiative und die Schule zusammen. Die Beteiligten hoffen, dass die besondere Juli-Ausgabe einen Kaufanstoß gibt.
Dass seine Karikatur auf der Titelseite erscheinen würde, damit hatte Leander Leinen als er sie gemalt hat, nicht gerechnet. Er ist einer von 21 Schülern, die an der kommenden Ausgabe der Obdachlosenzeitschrift Fifty-Fifty mitgearbeitet haben. Die Absolventen der Lore-Lorentz-Schule haben Karikaturen, Gedichte und Kurzgeschichten beigesteuert.
Die Kooperation zwischen der Schule und der Obdachloseninitiative gibt es schon seit 2013. Immer wieder gestalten die Schüler Postkarten oder eine Sonderbeilage für das Magazin. Diesmal waren es 21 Schüler des Bildungsgangs „Sprache und Literatur“. Trotzdem sind nicht nur Texte entstanden.
„Es ist immer interessant, für welche Form sich die Schüler entscheiden. Da kommen auch mal ungeahnte Talente zu Tage“, sagt Lehrer Marcel Riedel. Deshalb halte man die Aufgabenstellung bewusst offen – jeder kann sich in der Form ausdrücken, die für ihn passt. Insgesamt bekommen die Teilnehmenden des Bildungsgangs die Arbeit für das Magazin aber als eine Art Kundenauftrag gestellt, sodass sie ausprobieren können, wie die Arbeit später im Berufsleben funktioniert. Dementsprechend geben sie ihre fertigen Stücke an den Kunden ab und sehen dann, welche es in die Ausgabe schaffen und wo sie platziert sind.
Schülerin Sophie Schilmar hat einen Poetry Slam geschrieben. Darin versucht sie sich in die Perspektive eines Obdachlosen hineinzuversetzen – sie hatte einen Fifty-Fifty-Verkäufer im Kopf, an dem sie regelmäßig vorbeikommt. „Ich habe dabei auch an das Thema Einsamkeit gedacht. Wenn alle, die tagsüber so unterwegs sind zurück in ihr warmes Zuhause gehen – was ist dann mit den Menschen, die auf der Straße leben?“, sagt Sophie.
Kira Opiela hat mehrere kurze Gedichte vorbereitet, die verschiedene Blickwinkel zeigen sollen. Einer davon ist zum Beispiel der Zwiespalt, der bei Vorbeigehenden oft entsteht. Soll ich etwas geben oder besser nicht? „Alle Obdachlosen, mit denen wir beim Projekt zu tun haben, waren offene, freundliche Menschen“, sagt sie. Trotzdem habe man immer wieder Vorurteile oder sogar Angst. „Ich finde, diese Vorurteile sollte man sich eingestehen und bewusst machen.“
Vor dem Projekt hatten alle weniger mit dem Thema Obdachlosigkeit zu tun – bis auf die Begegnungen, die es so im Alltag gibt. Nun haben sie sich etwas mehr mit dem Thema auseinander gesetzt. „Es ist schwierig, sich in die Lage der Menschen hineinzuversetzen“, sagt Leander Leinen. Sie alle kennen die Situation nicht. Wissen nicht, wie es ist kein Zuhause zu haben. Eine Familie – egal, wie gut man sich verstehe – und ein Dach über dem Kopf, seien einfach normal. „Vermutlich wertschätzt man das erst, wenn man es nicht mehr hat.“
Für die Fifty-Fifty-Verkäufer in Düsseldorf waren die vergangenen Monate nicht einfach. Durch die Corona-Pandemie hätten viele Menschen mehr Abstand gehalten und keine Magazine mehr gekauft, berichtet Verkäufer Thomas Radmann. Die Schüler und Lehrer Marcel Riedel hoffen, mit ihrem Beitrag zur Juli-Ausgabe einen neuen Kaufanstoß geben zu können. Die Ausgabe wird ab Montag verkauft.