Kranke Tiere mit Charakter haben es schwer

Das Tierheim sucht beim Aktionstag neue, liebevolle Besitzer für seine Bewohner.

Kranke Tiere mit Charakter haben es schwer
Foto: Judith Michaelis

Viele ehemalige Bewohner waren beim Aktionstag im Tierheim zu sehen. Hundeliebhaber kamen mit ihren Vierbeinern, um sich auszutauschen und beim Team der Gassigänger vorbeizuschauen. Ihre Tiere hatten Glück, sie haben einen Besitzer gefunden.

Denn immer wieder gibt es Fälle, die nur sehr geringe Chancen auf ein neues Zuhause haben. An mangelnder Tierliebe liegt es dabei häufig nicht. Oft sind es die speziellen Bedürfnisse, besondere Krankheiten, gepaart mit dem Charakter, die dafür sorgen, dass das Tier kaum zu vermitteln ist.

Elvira ist so ein Fall. Die Katze verkriecht sich ängstlich in der hintersten Ecke, macht sich so klein wie möglich. „Was Elvira erlebt hat, wissen wir nicht“, sagt Oda Gaues. Die Katze wurde vor etwa drei Jahren an einer Futterstelle gefunden, anfangs mied sie die Mitarbeiter ganz. Mittlerweile hat sie mehr Vertrauen und lässt sich sogar von Gaues streicheln. Sie leidet allerdings noch an chronischem Schnupfen.

„Der ist offenbar psychisch bedingt. Wir haben alles versucht, aber er geht nicht weg.“ Das allein mache eine Vermittlung schon schwer. Dennoch hatte Elvira bereits ein Zuhause gefunden, aber sie kam wieder. „Sie war als Wohnungskatze sehr liebevoll untergebracht. Als die Besitzer sie einmal alleine ließen, hat sie alles verwüstet. Elvira braucht offenbar Auslauf.“ Die anderen Tiere um sie herum bedeuten für sie besonderen Stress.

Auch Sahra braucht möglichst einen Garten, die Schäferhündin ist sehr lebendig. Am wichtigsten ist für sie allerdings ein Besitzer mit viel Erfahrung und sehr viel Zeit. „Sie kann noch gar nichts“, sagt Melanie Gordon, Bereichsleiterin für die Hunde. „Soweit wir wissen, hatte sie mit ihren elf Monaten schon drei verschiedene Besitzer.“ Der Hund kam im Juni über das Ordnungsamt ins Tierheim - er wurde nicht tiergerecht gehalten. Das zeige sich vor allem beim Verhalten. Sahra springt freudig alle an, die sie sieht, ist kaum zu bremsen. „Sie hat nicht gelernt, auf Menschen zu hören.“ Ein neuer Besitzer müsse mit Geduld und Konsequenz von vorne beginnen. „Man kann sie erst einmal nicht alleine lassen.“ Solche Hunde gebe es immer wieder, doch bei Sahra kommt noch eine kaputte Hüfte hinzu. „Solche Verletzungen sind selten“, sagt Gordon. „Die Bänder geschädigt. Woher das kommt, weiß man nicht genau.“ Das neue Zuhause sollte ebenerdig sein, um weitere Schäden zu vermeiden.

Auch bei Kaninchen Clyde wird es nicht leicht werden, Besitzer zu finden, die alle Bedingungen erfüllen können. Bei dem Löwenkopf-Kaninchen liegt es aber nicht an der fehlenden Erziehung oder am Verhalten. „Clyde ist ein echter Herzensbrecher“, sagt Mitarbeiterin Lisa Hufer. Viele wollen das weiße Kaninchen mit der kleinen Löwenmähne sofort mitnehmen, trotz seiner Zahnprobleme. Allerdings leidet es an der sogenannten Sterngucker-Krankheit, einer neurologischen Erkrankung, die übertragbar ist. Die Kaninchen können dann beispielsweise nicht mehr laufen. Bei Clyde ist davon, dank Medikamenten, derzeit nichts zu merken. „Aber wir brauchen einen Besitzer, dessen Kaninchen dieselbe Krankheit haben“, sagt Hufer. „Einzelhaltung wäre nicht artgerecht.“