Kriminalität in Düsseldorf Räumliche Zusammenlegung der Behörden gegen Jugendkriminalität
Düsseldorf · Ein gemeinsamer Arbeitsplatz für verschiedene Behörden soll das Vorgehen gegen Straftaten von jungen Menschen verbessern. Im „Haus des Jugendrechts“ sollen sich Jugendhilfe, Staatsanwaltschaft und Polizei schneller abstimmen.
An der Heinrich-Heine-Allee 1 wurde das Düsseldorfer „Haus des Jugendrechts“ eröffnet. Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU), NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) und NRW-Justizminister Benjamin Limbach (Grüne) durchschnitten gemeinsam das obligatorische Band.
In dem Gebäude, in dem bereits die Polizeiinspektion Mitte untergebracht ist, sollen künftig Behörden, die im Bereich Jugendkriminalität aktiv sind, ihre Kompetenzen buchstäblich zusammenbringen. Dazu gehören die Jugendhilfe, die Staatsanwaltschaft und die Polizei. Die räumliche Nähe zueinander soll Absprachen beschleunigen und die bereits laufende Zusammenarbeit intensivieren. Das Projekt wird seit einigen Jahren geplant, ursprünglich sollten die Vertreterinnen und Vertreter der Behörden schon 2020 einziehen.
Jugendkriminalität sei ein in einer breiten Öffentlichkeit debattiertes Thema, sagte Justizminister Limbach. Das liege nicht zuletzt daran, dass Straftaten, die Jugendliche begehen, häufig in der Öffentlichkeit stattfänden. Diese Taten seien ein „Symptom einer gestört verlaufenden Entwicklung“, sagt der Minister. Ein ganzheitlicher Ansatz sei deshalb wichtig und der könne nur durch die enge Zusammenarbeit von Staatsanwaltschaft, Polizei und Jugendamt umgesetzt werden. Die räumliche Nähe zueinander solle einen schnelleren Informationsfluss ermöglichen, kurzfristige Fallabstimmungen und insgesamt die Beschleunigung von Verfahren. Minister und Oberbürgermeister betonten, dass diese gemeinschaftliche Arbeit mit jugendlichen Tatverdächtigen schon länger stattfinde. Neu für Düsseldorf sei aber die Bündelung der behördlichen Kompetenzen an einem Ort. Symbolträchtig am Tor zur Altstadt, in der Jugendliche immer wieder Straftaten begehen. „Wir heben die Zusammenarbeit damit auf ein etwas höheres Niveau und nutzen Synergieeffekte besser“, sagte Keller. Der Instrumentenkasten sei vorher schon da gewesen, nur eben nicht in Sichtweite der jeweils anderen Behörden. Insgesamt sei die Jugendarbeit, und dazu gehöre auch die Kriminalitätsprävention, eine der wichtigsten Aufgaben der Stadt.
„Das ist jetzt Nummer sieben“, sagte Innenminister Herbert Reul und verweist auf sechs weitere derartige Projekte im Bundesland. Häuser des Jugendrechts stehen bereits in Köln, Paderborn, Dortmund, Essen, Oberhausen und Münster. Ein weiteres in Aachen wird derzeit geplant. Reul sagte, er höre von den Beteiligten aus den jeweiligen Standorten „nur Lobeshymnen“ über das Konzept. An Zahlen konnten die Minister den Einfluss der Jugendrechtshäuser nicht fest machen.
Um die Bedeutung der Jugendkriminalität für die Behörden zu betonen, verwies der Innenminister auf die kürzlich vorgestellte Kriminalstatistik vom vergangenen Jahr. Demnach sei einer von fünf Straftätern jünger als 21 Jahre und falle damit unter das Jugendstrafrecht. Die häufigsten Taten in der Altersgruppe würden in den Bereichen Körperverletzung, Diebstahl und Sachbeschädigung registriert. Von den 26 703 2022 in Düsseldorf erfassten Tatverdächtigen waren 676 Kinder, 2078 Jugendliche und 2237 Heranwachsende. Im Vergleich zu den Vorjahren ist die Zahl damit deutlich gestiegen, fast auf das Niveau von 2018.
Jugendkriminalität sei häufig ein kurzzeitig auftretendes Phänomen, sagte Justizminister Limbach. Doch die Zahl der Intensivtäter sei nicht zu unterschätzen. Das seien junge Menschen, „die dabei sind, sich ihre Zukunft zu verbauen“, ergänzte Innenminister Reul. Da müsse zwar auch zu Sanktionen gegriffen, aber vor allem Alternativen zu einer kriminellen Zukunft angeboten werden. Ansonsten passiere das, was die Beteiligten verhindern wollen: „Die jugendlichen Kriminellen von Heute sind häufig auch die erwachsenen Täter von Morgen“, so der CDU-Politiker. Das Haus des Jugendrechts soll als einer von mehreren Bausteinen dazu beitragen, kriminelle Karrieren zu verhindern. Und dadurch auch Leid möglicher Opfer. An erster Stelle, da sind sich die Beteiligten einig, steht die Prävention.