Kritik verboten? Markthändler gekündigt
Wolfgang Harste soll seinen Stand räumen. Er wollte nur Infos über die Nebenkosten.
Düsseldorf. Seit Jahren gärt es auf dem Carlsplatz. Die Mitglieder des Vereins der Marktbetreiber verhindern, dass andere Händler ein Mitspracherecht bekommen. Im Gegenzug sollen aber alle an den Kosten beteiligt werden, die durch den verlorenen Prozess gegen Ex-Geschäftsführer Peter Latzen entstanden sind.
Wer sich dagegen wehrt, bekommt die Quittung: Wolfgang Harste, auch als Pfannen-Mann bekannt, erhielt am Montag vom neuen Geschäftsführer Andre Zalbertus die Kündigung. Sein Vertrag wird nicht verlängert, Ende 2015 soll er seinen Stand räumen.
„An mir soll ein Exempel statiert werden. Auch viele der anderen Händler haben Angst“, sagt Harste. Der hat nach eigenen Angaben mehrfach versucht, Einblick in die Nebenkostenabrechnungen zu erhalten. Als ihm dies verwehrt wurde, schaltete der Pfannen-Mann einen Rechtsanwalt ein. Die Reaktion war die Kündigung.
Verärgert sind auch andere Händler. Denn Vorstandsmitglied Bernd Beilstein hatte den Vertrag mit Latzen im Jahr 2009 in Eigenregie verlängert. Die beiden anderen Vorstandsposten waren damals unbesetzt. Wenig später wurde Latzen entlassen. Vor Gericht erstritt er sich Nachzahlungen von 119 000 Euro. In dem Prozess konnte sich Beilstein an vieles nicht mehr erinnern — letztendlich müssen die Carlsplatz-Händler die Entscheidung teuer bezahlen.
Harste hatte auch gemeinsam mit 20 anderen Marktbetreibern im Frühjahr versucht, in den Verein aufgenommen zu werden. Der Antrag wurde abgeschmettert, doch seitdem hat sich die Stimmung auf dem Markt verändert. Harste: „Der Vorstand versucht, auf die Händler Druck auszuüben.“
Zalbertus bestreitet, dass die Kündigung etwas mit Repressalien zu tun habe: „Ich bin dabei, ein neues Konzept für den Carlsplatz zu entwickeln. Da passt manches nicht mehr rein. Ich denken in großen Zügen.“
Der mediale Paradiesvogel war im August mit vielen Versprechungen angetreten, wollte innerhalb von einigen Wochen Carlsplatz TV auf den Sender bringen. Das einzig sichtbare Zeichen, das Zalbertus bislang hinterlassen hat, sind die Kündigungen der Tageshändler.
Darüber kann Ex-Geschäftsführer Dieter Deimel nur den Kopf schütteln: „Die hatten wir gründlich ausgewählt. Das war eine Bereicherung für den Markt.“ Aufgefallen ist einigen Carlsplatz—Besuchern zudem, dass die Mülltonnen nicht mehr regelmäßig gereinigt werden.
Überraschend kommt die Entwicklung auch, weil man sich eigentlich an einen Tisch setzen wollte. Altstadt-Bäcker Josef Hinkel hatte sich angeboten, zwischen den Parteien zu vermitteln. Doch nun scheint das Band zerschnitten.