Düsseldorf Kündigung nach 35 Jahren: Schausteller müssen Gelände räumen
Der Streit um eine alte Halle am Dornröschenweg in Flingern endete für die Schausteller mit der Kündigung. Der Prozess vor dem Landgericht ging verloren.
Düsseldorf. Vanessa Mahler ist verzweifelt. Die 47-Jährige muss nicht nur ihren schwer kranken Lebensgefährten pflegen, sie leitet den Schaustellerbetrieb mit einem Imbiss und einer Schießbude. Nun droht der Familie auch noch der Verlust ihrer Existenz und ihres Zuhauses. Nach 35 Jahren will die Stadt das Gelände am Dornröschenweg im Märchenland räumen. Der Prozess vor dem Landgericht ging Mitte Juli verloren. Nun hofft Vanessa Mahler, dass die Stadt am Ende doch noch einlenkt.
Wie viele andere Schausteller-Familien hat auch Werner Tscheike ein Gelände bei der Stadt gepachtet, um seine Fahrzeuge dort abzustellen und im Winter wieder für die neue Saison heraus zu putzen. Vor etwa drei Jahren sollte der Pachtpreis angepasset werden, ein neuer Vertrag lag auf dem Tisch. Dabei fiel auf, dass auf dem Dornröschenweg eine Halle steht, für die es keine Baugenehmigung gab.
Der Vertrag wurde unterzeichnet, seitdem zahlt die Familie 845 Euro Pacht im Monat für das 1645 Quadratmeer große Gelände. Doch bei der Baugenehmigung hakte es. Vanessa Mahler: „Die Halle hat hier schon immer gestanden, mein Mann hat sie dann ausgebaut und gepflastert, damit wir unsere Wagen dort hineinfahren konnten.“ Ursprünglich sei das nur ein Gerüst gewesen, Werner Tscheike hatte es vor vielen Jahren zu einer Halle ausgebaut.
Doch dann traf die Familie ein Schicksalschlag. Werner Tscheike erlitt einen Schlaganfall, von dem sich der 61-Jährige nie wieder erholen wird. „Damals ist mir alles über den Kopf gewachsen. Ich habe einen Fehler gemacht“, räumt Vanessa Mahler ein. Obwohl die nachträgliche Baugenehmigung unterschriftsreif auf dem Tisch lag, schickte die 47-Jährige sie nicht zurück.
Mit fatalen Folgen. Die Stadt schickte den Schaustellern die Kündigung und wollte die Fläche im Märchenland räumen. In dem Prozess ging es dann auch darum, ob das Paar auf dem Platz wohnen oder dort nur die Fahrzeuge abstellen darf. Obwohl der Richter in dem Prozess eine gütliche Einigung anregte, blieb die Stadt hart — und gewann.
Für Vanessa Mahler und ihrer Familie eine Katastrophe: „Wir sind mitten in der Saison, wissen nicht mehr weiter und fühlen uns von der Stadt im Stich gelassen.“ Sie hoffen auf die Hilfe des Deutschen Schaustellerbundes, der sich bei der Stadt für sie einsetzen will. Ein Strohhalm, an den sie sich klammern.