Spielwarengeschäft Familie Hoppe macht zu

Oberkassel. · Halb Spielzeuggeschäft, halb Kiosk: Nach fast 60 Jahren ist „Heinz Hoppe“ an der Luegallee ab Silvester Geschichte.

Christel und Heinz Hoppe werden bald viel freie Zeit haben – und wissen noch nicht recht, was sie damit anfangen sollen.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Sie sind 83 und 81 Jahre alt, stehen seit fast 59 Jahren täglich in ihrem Geschäft, arbeiten 70 Stunden die Woche, und der letzte Urlaub war im Jahr 1989. Und dennoch: Am liebsten würden sie weitermachen. Also zumindest Heinz Hoppe: „Meine Frau und mein ältester Sohn haben mich mit dem Entschluss, den Laden dicht zu machen, überrascht“, sagt er. Aber am 31. Dezember steht nun das Ende einer Legende an: Das Kultgeschäft „Heinz Hoppe“ an der Luegallee schließt.

Es liegt nicht, wie so vieles in diesen Tagen, an Corona. Heinz (83) und Ehefrau Christel (81) können gesundheitlich einfach nicht mehr so wie früher. Nun genießen sie die letzten Tage in ihrem Geschäft, in dem es neben Spielwaren und Schreibwaren auch Zeitungen gibt – weshalb sie trotz Lockdown weiter öffnen dürfen. Und sich so angemessen von ihren Kunden verabschieden können.

Und so steht auch Christel Hoppe weiter im Geschäft, hinter der kleinen Verkaufstheke. Und es ist – wie eigentlich immer – gut zu tun. Viele kommen, um ein kleines Geschenk zu kaufen und vor allem auch, um ein Schwätzchen zu halten. Denn das kleine Geschäft an der Ecke Oberkasseler Straße ist schon lange Kult – ebenso wie das Plakat an der Tür mit den sagenumwobenen Geschäftszeiten: „Wenn auf dann auf, wenn zu dann zu.“

Bald ist für immer zu – aber die Bilder im Kopf bleiben. Denn zum Teil kommen die Kinder in dritter Generation ins Geschäft und überlegen, wofür sie ihr Taschengeld ausgeben könnten. „Damals und auch heute noch sind die kleinen Matchbox-Autos beliebt“, sagt Heinz Hoppe und erinnert sich, wie sie damals erst per Schiff, dann auf dem Landweg aus England geliefert wurden. „Als die Kinder davon Wind bekamen, dass Nachschub kommt, standen sie vor dem Geschäft Schlange.“

Heute sei dies natürlich durch das Internet ganz anders – aber gekauft werden die Spielzeug-Autos immer noch. Eigentlich gibt es in dem rund 42 Quadratmeter großen Laden aber alles: von der Kaffeemühle über Federbälle, Puppen, Wasserpistolen, Planschbecken, Bällen, Glitzer-Stickern bis hin zur Tageszeitung. Ganz kinderfreundlich sind viele Spiele auch auf Augenhöhe aufgebaut, so dass schon die Kleinen sich alles in Ruhe anschauen können.

Christel Hoppe freut sich darauf, mal wieder ein Buch zu lesen

Heinz Hoppe erzählt: „Das Geschäft ist mein Leben, es hat jeden Tag Spaß gemacht.“ Das sieht seine Frau genauso: „Man hört nun mit dem Gefühl auf, dass man alles richtig gemacht hat und viel Spaß in seinem Leben hatte.“ 1962 waren sie durch den Tipp eines Bekannten an das Geschäft gekommen – und zu der Zeit noch nicht ­verheiratet.

Dann ging es ganz schnell. Nachdem sie spontan den Laden öffneten, heirateten sie, zogen nach Oberkassel. Seitdem wohnen sie dort und werden es auch weiter tun. „Auf der Luegallee werden wir noch schön spazieren gehen“, sagt Hoppe. Seine Frau fragt sich noch, wie es wird – mit so viel freier Zeit. Sie freut sich aber darauf, auch mal wieder ein Buch zu lesen.

Was mit dem Geschäft passiert, wissen die beiden nicht. Noch ist es randvoll mit Ware. Es wird einen kleinen Ausverkauf geben, „den Schulbedarf spenden wir nach Rumänien“, sagt Christel Hoppe. „Wenn jetzt ein Kind noch ein Spielzeug haben möchte, aber nicht genug Taschengeld hat, bekommt es dies auch für fünf Euro weniger“, sagt Heinz Hoppe. Er hat schon immer mal ein Auge zugedrückt, wenn das Taschengeld zu knapp war.

Der letzte Arbeitstag ist Silvester. „Dann geben wir das Geschäft einfach ab“, sagt Christel Hoppe kurz. Das Sonnenstudio nebenan steht auch gerade leer. Die Zeit wird zeigen, in welche Richtung sich die Ecke an der Luegallee entwickelt. Aber eines steht fest: Das Büdchen von Familie Hoppe wird vielen fehlen.