Aldi-Erben wollen 19 Millionen von Achenbach

Zivilklage gegen Helge Achenbach wird im November verhandelt. Er soll mit Kunst und Oldtimern betrogen haben.

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Düsseldorf. Seit Juni sitzt der Kunstberater Helge Achenbach in Untersuchungshaft. Um welche Summen es bei dem Betrugsverfahren geht, wurde bislang nur gemutmaßt. Seit Montag liegen Zahlen auf dem Tisch, denn am 11. November wird das Zivilverfahren der Aldi-Erben vor dem Düsseldorfer Landgericht verhandelt. Sie fordern 19 Millionen Euro von dem 62-Jährigen zurück.

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Mit ihrer Strafanzeige hatte Babette Albrecht, die Witwe von Berthold Albrecht, dem Sohn des Aldi-Gründers Theo Albrecht, die Ermittlungen ins Rollen gebracht. Bei dem Zivilverfahren treten ihre fünf Kinder jetzt als Kläger gegen Achenbach auf. In einer Vielzahl von Fällen soll der Düsseldorfer Albrecht beim Ankauf von Kunstgegenständen betrogen und Geld veruntreut haben.

Wie aus der Klageschrift hervorgeht, haben sich Achenbach und Albrecht im Jahr 2007 kennengelernt. Die Idee, dass man mit Kunst und Oldtimern ein „erhebliches Wertsteigerungspotenzial“ habe, sei von dem 62-Jährigen gekommen, und er habe den Aldi-Erben schließlich davon überzeugt.

Dabei soll Achenbach seine Hilfe angeboten haben, weil Albrecht „als bekannter Unternehmer deutlich höhere Preise zu zahlen hätte.“ Sinnvoll sei es, den Kunstberater als Mittelsmann einzusetzen, der dann für eine Provision von jeweils fünf Prozent bei Kunstwerken und drei Prozent bei Oldtimern die günstig erworbenen „Wertanlagen“ an den Aldi-Erben weitergeben sollte.

Zwischen 2009 und 2011 ging Achenbach für seinen prominenten Kunden auf Einkaufstour. Kunst im Wert von 48 Millionen Euro und Oldtimer für 72,7 Millionen Euro wurden für die exklusive Sammlung erworben. Nach dem Tod ihres Mannes überprüfte Babette Albrecht die Rechnungen und behauptet, dass Achenbach die Gegenstände zu wesentlich günstigeren Preisen erworben und dies dem Aldi-Erben verschwiegen habe. Die vereinbarte Provision soll der Kunstberater noch zusätzlich kassiert haben — auf die höheren Preise gerechnet.

Unter dem Strich soll so ein Gesamtschaden von 19,36 Millionen Euro entstanden sein. Den wollen die fünf Kinder von Albrecht einklagen. Am 11. November wird vor dem Düsseldorfer Landgericht zunächst ein Gütetermin stattfinden. Ob Helge Achenbach, der im Gefängnis sitzt, dort persönlich erscheinen wird, ist ungewiss. Ein Sprecher Achenbachs hatte die Vorwürfe der Albrecht-Familie immer bestritten. Außerdem habe Babette Albrecht das Recht gehabt, alle erworbenen Kunstwerke und Autos zurückzugeben, worauf sie aber bisher verzichtete.

Inzwischen ermittelt die Essener Staatsanwaltschaft noch in drei weiteren Fällen gegen den Düsseldorfer Kunstberater. Der ehemalige Allkauf-Besitzer Bernd Viehof hat ebenfalls Strafanzeige erstattet. Er wirft Achenbach vor, bei der Vermittlung von 58 Aquarellen und Gemälden des Künstlers Georg Baselitz Rechnungen gefälscht zu haben. Dabei soll ein Schaden von rund einer Million Euro entstanden sein.

In zwei weiteren Fällen hat die Staatsanwaltschaft von sich aus nach Sichtung der Akten Strafverfahren eingeleitet. So soll Achenbach auch den Pharma-Unternehmer Christoph Boehringer betrogen, den Schaden aber inzwischen wieder erstattet haben. Strafrechtlich spielt das aber keine Rolle. Der Name des vierten mutmaßlichen Geschädigten ist bisher nicht bekannt.