Approximation Festival Der Marktplatz für neue Lieblingsmusik

Düsseldorf · Das von Oscarpreisträger Volker Bertelmann kuratierte Approximation Festival präsentiert Musiker mit Nähe zur Kunst.

Der Niederländer William Engelen bestritt am Donnerstag das Eröffnungskonzert des Festivals.

Foto: Anke Krey

Das Approximation Festival ist eine der feinsten Musikveranstaltungen Düsseldorfs. Seit 19 Jahren gibt es diese Börse für künftige Lieblingsmusik bereits. Aber erst jetzt prägt sein Erfinder und Kurator Volker Bertelmann einen Begriff, der das Ereignis perfekt beschreibt: „fließende Abende“ wolle er dem Publikum ermöglichen. Die Konzerte an den Festivaltagen finden in unterschiedlichen Räumen im FFT statt, man kann von einem Auftritt zum nächsten driften, lange Umbauphasen gibt es nicht, man schwimmt also von einer Klangwelle zur anderen, man wird bewegt und bestenfalls erschüttert.

Das Fließen ist in diesem Jahr auch als ein Austausch zwischen den Genres zu verstehen, denn Oscarpreisträger Volker Bertelmann möchte „den Kunstkontext“ stärker in den Vordergrund des Programms stellen.

Im performativ angelegten Eröffnungskonzert am Donnerstag stellte William Engelen ein Werk vor, das zwischen Videokunst und Kompositionsarbeit changiert. „A la Gould“ heißt das Projekt. Natürlich bezieht sich der Titel auf den Pianisten Glenn Gould, und es geht darin um Goulds typisches Mitsummen und stimmliches Begleiten seines Spiels. Engelen vollendete die Arbeit in Düsseldorf, das Festival kooperierte dabei mit dem Kai 10 / Arthena Foundation.

Was steht noch auf
dem Programm?

Emeka Ogboh Der nigerianische (Klang-)Künstler hat für sein Album „6°30’33.372”N 3°22’0.66”E“ Geräusche in Lagos aufgenommen. Aus Alltagssounds baut er Ambient-, Elektronik- und Dub-Stücke. Er legt die klingende Karte einer Region an. „Ich hatte ihn schon letztes Jahr angefragt“, sagt Bertelmann.

Auch auf seiner ersten Platte unter dem Namen Hauschka seien Alltagsgeräusche zu hören gewesen, sagt er, aus einem Restaurant. Ihn interessierten sogenannte Field Recordings, die innerhalb einer Komposition wie Synkopen funktionierten.

Kelly Moran Die amerikanische Komponistin hat in den vergangenen Wochen wahrscheinlich viel geübt. „Sie präsentiert nämlich eine Arbeit, die „unglaubliche Präsizion erfordert“, wie Bertelmann sagt. Sie mischt computerbasierte Klavierelemente mit echtem Klavier.

Das heißt, sie spielt ein Playback ab, stoppt es, spielt live weiter, geht mit der Technik ins Duett.

Jan Jelinek Der Berliner Musiker veröffentlichte in den Nuller Jahren wegweisende Elektronik-Alben wie den Klassiker „Loop Finding Jazz Records“. Er spielte unter Pseudonymen wie Farben und Gramm, und für sein aktuelles Album „Social Engineering“ bereitet er Textfragmente aus Phishing-Mails musikalisch auf.

Was genau Jelinek im FFT präsentieren wird, sei eine Überraschung, sagt Bertelmann.

AMSL Die Kölner Musikerin benutzt die Stadt als Klangkörper, sie mag Ambienteflächen, die sie mit urbanen Sounds zum Klingen bringt. Sie versieht Metropolengeräusche mit Beats, Alltagsklänge mit Bass.

Außerdem treten Peter Gregson, JFDR und Mabe Fratti auf, es gibt DJ-Sets von Frank D’Arpino, Oliver Räke und Tolouse Low Trax.

„Die Tage sollen ein kompaktes Erlebnis sein“, wünscht sich Volker Bertelmann. Alles finde an einem Ort statt, das sei bei Festivals normalerweise anders.

Worum geht es bei dieser Veranstaltung, was ist das „Approximation“-Gefühl? Volker Bertelmann bringt auch das kurz gefasst auf den Punkt: „Zusammensein für einen Abend“.