Düsseldorf Belle, das Biest und die tanzende Tafel

In der Rheinoper gastiert im Juli das Budapester Operettentheater mit „Die Schöne und das Biest.“ Ein Genuss für Kitschliebhaber.

Foto: BBPromotion

Düsseldorf. Für eine Teekanne tanzt Madame Pottine mit erstaunlicher Eleganz. Die kleine Tasse Tassilo, Kerzenständer Lumière und die gewichtige Standuhr von Unruh bringen gar eine gesamte Festtafel in Bewegung: Goldene Gabeln und edles Geschirr, Teller für jeden Gang — im schnellen Cancan oder im Flic Flac wirbeln sie über die Bühne und um die beiden herum, um die es in diesen märchenhaften Stunden geht: „Die Schöne und das Biest“.

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Ein Augenschmaus — könnte man sagen. Aufwändig inszeniert ist das Musical des Budapester Operettentheaters, das im Sommer knapp zwei Wochen die Düsseldorfer Rheinoper bespielt. 21 Musiker und 41 Darsteller, dazu eine Drehbühne und überzeugende Lichttechnik, opulente Kostüme und Künstler mit Erfahrung — die Produktion hat viel Perfektion zu bieten. Wer sich auf Disneys zuckersüße Geschichte um das Mädchen Belle und den verwunschenen Prinzen einlässt, ohne dabei eine dramaturgische Fallhöhe oder Finessen der Regie zu erwarten, dem wird einiges geboten.

Die tanzende Tafel gehört wie der Kampf mit den Wölfen im Wald zu den optischen Höhepunkten des Abends. Die düstere Kulisse gewinnt durch geschickte Lichteffekte erstaunliche Kraft. Charmant ist der Sprachakzent der ungarischen Darsteller, der ein bisschen an die französische Herkunft des Märchens aus dem 18. Jahrhundert erinnert, das vor allem auf der Kinoleinwand mit rund 20 verschiedenen Versionen Karriere machte. Für Disney brachte es einen der größten Erfolge, an den das Musical am Broadway anschloss und von dort weltweit zu einem Klassiker wurde.

Typisch für Disneys Märchenwelten bewegen sich wie selbstverständlich liebeslüsterne Leuchter und knarzende Kommoden über die Bühne. Im Schloss des zum Biest verwunschenen und mit sich und der Welt grollenden Prinzen hoffen sie, dass eine wahre Liebe den Bann brechen werde, und auch sie sich so wieder zu menschlichen Dienern am Hofe verwandeln können.

Doch die Zeit wird knapp. Eine verwelkende Rose symbolisiert die Frist der Fee, die den Prinzen zum Biest werden ließ. Nach und nach fallen ihre Blütenblätter bedeutungsschwer zu Boden. So geben die sympathischen Kuppler alles, um die auf der Suche nach ihrem verschollenen Vater ins Schloss geratene Belle mit dem zotteligen und brüllenden Ungetüm mit dem zarten Herzen und der Liebe zur Literatur zu verbandeln.

Dass in dieser Produktion die Musik live aus dem Orchestergraben kommt, veredelt die eingängigen und weltberühmten Melodien. Engagiert werfen sich die Darsteller in ihre Rollen, raufen hemdsärmelig oder schmelzen herzerweicht dahin. Die Figuren selbst lassen ihnen keine großen Spielräume, sind klar und nah am Klischee gezeichnet. Allenfalls Gaston, der muskelbepackte Schönling, der so sehr von sich und seiner Attraktivität auftritt, gerät samt seiner feinen Föhnfrisur das ein oder andere Mal an den Rand der komischen Karikatur.