Schauspielhaus Düsteres Schattenspiel der Macht
Das Nationaltheater Weimar gastiert mit Schillers Wallenstein in Düsseldorf. Geboten werden große Worte und wenig Theater.
Düsseldorf. Es ist ein Vorgeschmack auf kommende Stunden: Dominique Horwitz tritt ans Mikrofon. Er ist ganz Wort, lässt Schillers Prolog aus dem „Wallenstein“ durch seinen Körper hindurch zum Publikum gelangen. Es ist ein Genuss, wie er mit Mund und Stimme Verse formt, die mit ihrem Rhythmus Gedanken antreiben und Bilder im Kopf erscheinen lassen. Horwitz endet mit „ernst ist das Leben, heiter die Kunst“, einem dieser Zitate, die losgelöst von der nun folgenden Geschichte um den berühmten Feldherrn, seine Ränke im Dreißigjährigen Krieg und den Kampf der Kirchen ihren Platz in unserem heutigen Leben behauptet haben.
Davon gibt es viele in den folgenden knapp fünf Stunden: „Schnell fertig ist die Jugend mit dem Wort“ zählt dazu, oder „daran erkenn ich meine Pappenheimer“. Aussprüche Wallensteins, die Horwitz mit beeindruckendem Sprachgefühl auf die Bühne bringt. Die Inszenierung des Weimarer Theaterintendanten Hasko Weber stellt sich ganz in den Dienst des Textes. Zwar wird eine deutlich gekürzte Fassung geboten, doch es ist ein seltenes Ereignis, Schillers Werk in allen drei Teilen zu sehen. Die Schauspieler sprechen sehr gut, manchmal schreien sie zu viel. Doch im düsteren Schattenspiel glänzt durch sie die Sprache Schillers.
Es ist ein Meisterwerk, wie er das Taktieren von Wallenstein beschreibt. Das sich Versichern seiner Verbündeten, das Verschieben von Vertrauen und schließlich sein Versagen, Macht, Gefühl und Schicksal fest in den Händen zu halten. Ein wahrer Politthriller, der nicht schlecht Stoff für eine der beliebten Serien wie etwa „House of Cards“ bieten könnte.
Mit Spannung folgt man Wallenstein, wie er sich wortgewandt die Menschen gefügig macht, sie mit seiner Gunst verwöhnt oder fallenlässt, wenn es in seinen Plan passt. Rührend ist der Auftritt der Jugend, zwei blonde Engel, die nur ihrem Herzen und einem geraden Weg folgen wollen. Freiheit und Liebe sind ihre Losung, die sie geradewegs in den Tod führt. Mitleid fühlt man nicht mit den beiden.
Das ist die Schwäche dieser wenig sinnlichen Inszenierung. Es ist mehr ein intellektuelles Erleben, als dass einen Theaterbilder in ihren Bann schlagen oder die Darsteller ins richtige Spiel kommen würden. Bei aller Kraft dieser mehr als zwei Jahrhunderte geltenden Worte gefällt dem ein oder anderem wohl auch der selbstbestätigende, bildungsbürgerliche Wiedererkennungseffekt dieser Zitate.