Ausstellung Mit einem Blick für den Blick: Der Fotograf Erich vom Endt
Das Theatermuseum widmet dem Düsseldorfer Fotokünstler eine Schau, die auch Theatergeschichte zeigt.
Düsseldorf. Der Mund ist streng gespitzt, der Scheitel gerade gezogen und der Blick unter dunklen Brauen fokussiert. Allein die Zigarette in der Hand gibt Pina Bausch etwas Nachlässiges und Weiches. Der Düsseldorfer Fotograf Erich vom Endt hat die Choreografin bei der Probe zu „Blaubart“ 1977 in Wuppertal aufgenommen und ihr Wesen auf berührende Weise eingefangen. Ebenso den Tänzer und Choreografen Kurt Jooss, Lehrer von Pina Bausch und Mitbegründer der Essener Folkwangschule, an der auch vom Emdt studierte und ab 1972 selbst als Professor für Fotografie lehrte. Jooss setzt er in Szene wie einen Vorstandsvorsitzenden: im dunklen Anzug mit skeptisch gespanntem Blick.
Das Theatermuseum widmet vom Endt, der in Oberkassel lebt und in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag feiert, eine übersichtliche Ausstellung, die zum einen seine fotografische Kunst zeigt, aber auch interessante Momente der Theatergeschichte dokumentiert. Wie etwa Porträts des französischen Dramatikers Jean Genet, der zur Premiere seines Stücks „Die Wände“ 1967 nach Essen gereist war. Ein Ausschnitt aus dem Magazin „Der Spiegel“ informiert darüber, dass es im Anschluss in einer Kneipe zum Eklat gekommen war. Genet habe demnach Männer, die dort Nazilieder anstimmten, mit Bier überschüttet und geschlagen.
Es sind die besonderen Blicke — auf und neben der Bühne — die seine Fotos zeigen, die einen beim Betrachten fesseln. Zu sehen auch bei seinem Selbstporträt mit einer Polaroidkamera, aus der wiederum ein Selbstporträt zu kommen scheint — ein Spiel mit der Technik und ein Spiel mit der Selbstinszenierung.
Dem Düsseldorfer Theatermuseum hat vom Endt bereits jetzt seinen Vorlass übergeben. 80 Theaterfotografien und 20 weitere Arbeiten hat Kurator Michael Matzigkeit ausgewählt. Darunter auch Auftragsarbeiten: 1961 fotografiert vom Endt für die damaligen Düsseldorfer Nachrichten Streiks in Lüttich, es folgen Titelbilder für Zeitschriften wie Capital oder auch abstrakte Motive, farbige Details technischer Anlagen, die als Kalenderblätter für die RAG (Ruhrkohle) veröffentlicht wurden.
„Im Idealfall kommuniziere ich über mein Foto mit dem Betrachter, der meine Idee von Menschen, Dingen, Prozessen erfährt und sich dann sein eigens Bild machen kann.“ So definiert vom Endt heute seine Arbeit. Es freut den gebürtigen Kölner, der 1948 nach Düsseldorf übersiedelte, seine Fotografien dort zu zeigen, wo seine Karriere begann: als Bildjournalist für die Düsseldorfer Nachrichten und als Statist an der Rheinoper. Dass das Theatermuseum den Schwerpunkt auf die Bühnenfotografie und nicht auf vom Endts kommerzielle Arbeiten legt, versteht sich bei diesem Ort der Schau von selbst. Sie ist bis zum 8. November zu sehen.