Comedy „Comedy ist immer Schmerz und Peinlichkeit“

Düsseldorf · INTERVIEW Der österreichische Comedian Niko Formanek kommt mit seinem Programm ins Takelgarn Theater.

Arbeitete lange in der Politik und in den Medien, bis er sich entschied, Comedian zu werden: Niko Formanek.

Foto: Kabarett Foto at

Der österreichische Comedian Niko Formanek (52) ist erst spät ins Metier der Spaßmacher gewechselt. Er studierte Journalismus in Los Angeles und arbeitete als Wahlkämpfer in den USA. Nach sechs Jahren kehrte er nach Österreich zurück, wo er als Pressesprecher und Wahlkampfleiter für das „Liberale Forum“ arbeitete. Danach agierte er als Kommunikationschef bei Bertelsmann TV/Film-Europa, UFA und Group RTL. Mit knapp 50 beschloss Formanek, seine bisherige Karriere aufzugeben und als Stand-Up-Comedian aufzutreten. Mit Hilfe von Investoren gründete er den „Schmähstadl“. Inspiriert vom Quatsch Comedy Club in Berlin oder vom Comedy Store in London traten jede Woche drei Comedians aus Österreich und Deutschland auf. Mittlerweile hat der „Schmähstadl“ seine Pforten geschlossen und Formanek tritt als Solo-Künstler auf. Am 21.2. kommt er mit seinem Programm „Gleich, Schatz ...!“ ins Takelgarn-Theater. Wir sprachen mit Formanek über die Baustellen des Lebens, männliche Selbstüberschätzung und Humor als Waffe gegen Rassismus.

Herr Formanek, Sie selbst sind seit über 30 Jahren verheiratet. Der Titel Ihres Programms „Gleich, Schatz…!“ verweist darauf, dass der Mann der Ehefrau verspricht, etwas gleich zu tun, es aber dann doch nicht tut. Entspricht das aus Ihrer Sicht der Lebensrealität?

Niko Formanek: Ich bin kein Mann, der nichts zu Hause macht, aber der Titel spielt darauf an. Es geht darum, wie die Lebensphasen eines Paares sich verändern. Da ist die Geburt der Kinder, dann werden die Kinder groß, gehen aus dem Haus. Außerdem glauben wir Männer, mit brillanten Plänen aus leidigen Pflichten herauszukommen, was nie funktioniert. Trotzdem versuchen wir es immer wieder wie kleine Kinder. Natürlich überschätzen wir Männer uns auch. Wir neigen eher als die Frauen dazu, unsere Kompetenzen in vielen Bereichen überzubewerten.

Sie nennen Ihr Familienleben mit Ihrer Ehefrau, mit Ihren beiden Kindern in einem Atemzug mit „anderen Baustellen“. Empfinden Sie das Familienleben als eine Baustelle?

Formanek: Die Baustellen sind Dinge, die du erledigen sollst, zum Beispiel im Haus. Dazu zählt aber auch so etwas wie der erste Freund der eigenen Tochter. Natürlich möchte man als Papa cool sein und dann macht man Dummheiten. Man glaubt, man ist lustig. Eine Baustelle ist also keine schlimme Sache, sondern man muss mit ihnen umgehen. Das Leben ist eine Aneinanderreihung von Situationen, mit denen man nicht gerechnet hat – und die können Baustellen sein. Meine Frau hat mir sogar verboten, in die Schule zu gehen zu den Lehrern, weil ich immer blöde Witze mache, die missverstanden werden.

Sie erzählen auch freimütig von sich als tollpatschigem Familienvater, der etwa beim Versuch, einen Baum abzusägen, das Kabel der Motorsäge durchschneidet. Nun gilt Tolpatschigkeit ja als Manko, aber gehört sie nicht zum Leben dazu, weil man sonst ja auch nichts Lustiges zu erzählen hätte?

Formanek: Natürlich! Ich habe auch das Gefühl, dass viele Leute meine Programme anschauen, weil sie sich dort selber zuschauen. Ich mache mich nicht lustig drüber, sage nicht, man ist ein Depp, wenn man das macht, sondern so ist das Leben. Comedy lebt von diesen Geschichten, in denen man etwas falsch macht. Comedy ist immer Schmerz und Peinlichkeit.

Sie berichten aber auch von dem ersten Freund Ihrer Tochter, der als Pakistaner am Flughafen zu einer 24-stündigen „Gepäckkontrolle“ muss. Auch den Rassismus im Alltag scheinen Sie mit Humor zu nehmen ...

Formanek: Mein Gefühl ist, dass man Menschen, die rassistisch denken, selten durch eine lange Predigt oder durch eine lange Aufzählung von Fakten überzeugen kann. Mit Humor geht’s manchmal.

Niko Formanek: „Gleich, Schatz ...!“ am 21.2. um 20 Uhr im Takelgarn-Theater. Mehr Informationen im Internet unter: