Ausstellung im Hetjens-Museum Krippenbau hat 200 Jahre Tradition
Düsseldorf · Krakauer Krippen wirken wie kleine Paläste und stehen in einer langen Tradition. Das Hetjens-Museum zeigt ausgewählte Exemplare.
Krippen kennt man hierzulande vor allem als Stall mit Maria, Josef und ihrem Kind, umringt von Ochs, Esel und Schafen. Je nach Größe stehen vielleicht noch die Heiligen Drei Könige dabei und ein Hirte. Ganz anders sehen die Krippen in Krakau aus, wie eine Ausstellung im Hetjens-Museum offenbart, die bis Ende Januar zu sehen ist.
In Krakau hat der Krippenbau eine über 200-jährige Tradition, die es 2018 auf die Unesco-Liste des immateriellen Weltkulturerbes schaffte. Maurer hatten in den Wintern des 19. Jahrhunderts nichts zu tun, so begannen sie für wohlhabende Familien Krippen anzufertigen, die anschließend durch die Stadt in die jeweiligen Häuser getragen wurden. „Das war jedes Mal ein Ereignis. Je aufwendiger sie gestaltet waren, desto größer der Erfolg beim Publikum“, erzählt Wilko Beckmann, stellvertretender Hetjens-Direktor.
20 „Paläste“ schmücken den Ausstellungsraum. Diese wunderschönen, mit Liebe zum Detail von Hand gefertigten Krippen erinnern mehr an Märchenschlösser als an einen ärmlichen Stall. Als Inspiration dienten die architektonischen Meisterwerke der historischen Hauptstadt Polens um 1800. Manche der Krippen sind Miniaturausgaben der Marienkirche, der königlichen Burg Wawel oder der alten Tuchhallen.
„In vielen Familien ist es eine Tradition, die von einer Generation zur nächsten weitergegeben wird“, sagt Beckmann. Oft wird über ein ganzes Jahr hinweg daran gebastelt. Wobei es durchaus vorkommt, dass die Aufgaben klar verteilt sind. Einer ist für die Figürchen zuständig, ein anderes Familienmitglied für die Bedachung oder Verkleidung des Hauses. Die Bastelei gehört zu den Vorbereitungen auf Weihnachten wie der jährliche Wettbewerb Anfang Dezember, um die schönsten Stücke zu ermitteln. Schon die Jüngsten dürfen sich dabei im Krippenbau üben. Das Museum Krakau hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Tradition zu bewahren und immer wieder neue Werke in die Sammlung aufzunehmen.
Die opulent ausgestatteten, farbenfrohen Mini-Paläste mit ihren schlanken, reich verzierten Zwiebeltürmchen legen den Fokus weniger auf die klassische Darstellung der heiligen Familie in ärmlicher Herberge. Oft sieht man sie sogar nur im Hintergrund. Dafür lugt schon mal ein Drache unter einem Giebel hervor. Die Figuren tragen polnische Trachten; Kutschen mit Gespannen und eine Blumenhändlerin vor der Krippe verweisen auf das Straßenbild Krakaus im 19. Jahrhundert.
„Die Familien haben über Monate hinweg Kartonagen, Holz und buntglänzendes Schokoladen- oder Bonbonpapier gesammelt, um es geduldig zu glätten und als Verkleidung für die Krippen zu verwenden“, sagt Monika Werner vom Polnischen Institut, das diese besondere Ausstellung im Keramikmuseum mit realisiert hat.
Viele der Krippen sind nicht nur beleuchtet, sie haben auch eine Mechanik, die all die Figuren zum Leben erweckt. Die handwerklichen Meisterwerke können bis zu zwei Meter hoch werden oder klein genug sein, um auf einen Teelöffel zu passen. So winzig ist das kleinste Exponat in dieser Ausstellung zwar nicht, doch die rund 30 Zentimeter, die zwei der Krippen auf dem Zollstock anzeigen, verdeutlichen, wie filigran die Künstler arbeiten. „Durch diese schöne Tradition bleiben alte Geschichten lebendig, die in den jeweiligen Krippen dargestellt werden“, sagt Werner.