Der Künstler Bert Gerresheim und sein Heine
Der Künstler schuf 1981 das Heine-Mahnmal. Jetzt erinnerte er sich an Bedenkenträger und Drohbriefe.
Düsseldorf. Auf Norderney, Korfu, in Düsseldorf oder in der Bronx von New York: An Heinrich Heine erinnern Denkmäler mancherorts. Errichtet von namhaften Bildhauern, die an den Spötter und Romantiker erinnern sollten. Österreichs Kaiserin Elisabeth wollte Heines Vaterstadt gar ein Denkmal im Jahrhundertwende-Stil schenken. Ohne Erfolg. Ab 1892 dekorierte der Säulen-Tempel Sissis Sommersitz auf Korfu.
Streit um Denkmäler gibt es immer wieder. Den Eindruck gewann Bert Gerresheim auch, als 1981 sein Heine-Mahnmal eingeweiht wurde. „So geht der kapitalistische Westen mit Geistesgrößen um“, untertitelte damals die DDR-Propaganda ein Foto des Mahnmals. Es ragt nicht empor, sondern liegt in Einzelteilen auf dem Rasen — Totenmaske, Trommel, Schere, Buch — seit über 30 Jahren am Schwanenmarkt.
An Drohbriefe erinnert sich der fast 78-jährige Künstler heute noch. Als Gast der Heine-Gesellschaft plauderte Gerresheim jetzt aus dem Nähkästchen. Unter anderem von einer Erfahrung mit Ex-Bundespräsident Karl Carstens. Bei der Einweihung äußerte er starke Bedenken, konnte sich mit dem Bronzeabguss von Heines Totenschädel nicht anfreunden. Klar, dass bei dem illustren Referenten und bei stadtgeschichtlich brisanten Themen der Lesesaal des Heine-Instituts auf der Bilker Straße voll besetzt war.
Zumal Joseph Kruse, Vorsitzender der Heine-Gesellschaft und Ex-Chef des Heine-Instituts, sich rhetorisch in Pose setzte und anekdotenreich als Stichwortgeber fungierte. Anfang der 80er gab es zwei Lager, erinnert sich der Künstler, dem eher ein Toten-Memorial denn ein Heroen-Standbild vorschwebte. Die Totenmaske fand er im Heine-Institut, sie diente ihm als Vorlage. Den Schwanenmarkt, damals ein modriger Platz, wählte er bewusst aus. Eine Einschränkung gab es nur: Das Gartenbauamt bat um eine „pflegeleichte Lösung“.
Sein Konkurrent war der damals 80-jährige Arno Breker, dessen idealisierendes Standbild des jungen Heine heute Norderney ziert. In politischen Strömungen der späten 70er passte Breker nicht mehr in Heines Geburtsstadt, da er das Stigma als NS-Profiteur und Hitlers Bildhauer nicht mehr loswurde. Wenn Gerresheim auch auf dem Uni-Campus mit einer vier Meter hohen begehbaren Buch-Plastik und in der bayrischen Walhalla mit einem Marmor-Kopf vertreten ist, so lösen seine Objekte häufig Debatten aus. Gerresheim erinnert sich an 1981: Von Anfang an unterstützte die Jüdische Gemeinde sein Monument. „Man sagte mir, dass es auch davon zeuge, dass es einmal Auschwitz gegeben hat.“