Bildband Der Mann, der den Tango liebte
Düsseldorf · Der Düsseldorfer Weltumsegler Klaus Hympendahl war ein passionierter Tangotänzer. Mit seinem Sohn hat er einen Bildband über den lateinamerikanischen Tanz veröffentlicht.
Ein Mann steuert auf der Tanzfläche auf eine ihm fremde Frau zu. Sie lächeln sich an, stellen sich kurz vor, umarmen sich eng, spüren ihre Körper. Der Tanz führt die beiden Fremden, eng umschlungen, in die Tiefen des Tangos.“ Mit diesen Worten führt Klaus Hympendahl (1939-2016) in die Geheimnisse des Tanzes hinein, der ihn bis zu seinem plötzlichen Tod in Buenos Aires fasziniert hat. Der Düsseldorfer Werbe-Spezialist, Weltumsegler und Autor mutierte in seinen letzten zehn Lebensjahren zum passionierten Tangotänzer und wollte unbedingt noch ein Buch darüber veröffentlichen. Zweieinhalb Jahre nach seinem Ableben bringt jetzt sein Sohn Philipp, von Hause aus Fotograf, das Opus „Lost in Tango“ (Im Tango verloren) heraus. Ein opulenter Farb-Bildband von 224 Seiten, der gerade in der Sonder-‚Plaza‘-Edition des Heel-Verlags erschienen ist.
Die Bilder, 2015 fotografiert von Philipp Hympendahl während einer gemeinsamen Argentinien-Reise mit seinem Vater, setzen in gedämpftem Licht die Welt der Milongas (so heißen Tango-Veranstaltungen) in Szene. In den meist spärlich beleuchteten Sälen drehen sich Frauen und Männer in verdrehter Tango-Haltung Pirouetten, schlingern, meist Kopf an Kopf, mit Beinen und Füßen über poliertes Parkett. In ihren Gesichtszügen erkennt man große Emotionen. Junge Gesichter sind die Ausnahme. Falten und Furchen zeugen von gelebtem Leben mit Schmerz und Leid, das die Tänzer reifen Alters im Tango kurz aufblitzen lassen.
Hympendahl Junior gelingt es, mit dem Blick seines Vaters die intime Stimmung in den Tango-Lokalen zu bannen. Sie sind atmosphärisch dicht, vermitteln einen Hauch Melancholie — und beeindrucken durch die Gesichter, die das harte Leben in der lateinamerikanischen Metropole spiegeln.
Eine ungewöhnliche Anziehung übten der Tango Argentino, das Land und seine Bewohner auf Hympendahl aus. Ein vielleicht fataler Zufall mag es sein, dass er ausgerechnet im Mekka dieses sinnlichen Tanzes starb. Im Februar 2016 brach er noch einmal nach Buenos Aires auf, besuchte seine langjährigen Tango-Freunde, bis er innerhalb von wenigen Tagen einer plötzlich auftretenden Bauchspeicheldrüsen-Krankheit erlag.
Sofort reisten seine Lebensgefährtin Dorothee Peters, mit der er die ersten Tangokurse besucht hatte, und Philipp Hympendahl samt Familie nach Argentinien und verstreuten seine Asche im Rio de la Plata — in dem Strom, den man weltweit mit Tango in Verbindung bringt.
Ein Blick zurück: In seinen Tango-Anfängen war Klaus H. permanent auf Achse — zu Milongas in Wuppertal, Köln und Düsseldorf. Was reizte ihn am Tango? „Klaus liebte die Musik, die Melancholie und die körperliche Nähe, besonders zu Frauen“, sagt seine letzte Gefährtin Dorothee. Der Mann, der jahrelang eine Werbe-Agentur in Düsseldorf betrieb, „war sein ganzes Leben lang ein Womanizer“, schmunzelt Sohn Philipp.
Lost in Tango: Eine Reise. Von Klaus Hympendahl (Texte) und Philipp H. (Fotos). Heel-Verlag, 39 Euro.