„Burn it!“ Weltkunstzimmer: Künstler, die mit Feuer spielen
Im Weltkunstzimmer hat die Ausstellung „Burn it!“ eröffnet, die eine Tradition im Rheinland aufnimmt.
Düsseldorf. Feuer interessierte bildende Künstler schon immer. Lange Zeit verewigten Maler brennende Städte, flammende Vulkane oder das mythische Feuer des Prometheus. Im 20. Jahrhundert spielten die Künstler dann regelrecht mit dem Feuer. In den 1960ern traktierte Yves Klein seine Leinwände mit Flammenwerfern, Otto Piene schuf Feuerbilder und Rauchgemälde. Was junge Künstler heutzutage am Feuer reizt, erzählt Kurator Wilko Austermann im WZ-Interview.
Herr Austermann, Sie zeigen Ihre Ausstellung nicht nur im Weltkunstzimmer, sondern auch im Kunstverein MMIII Mönchengladbach sowie im Krefelder Kunstverein. Was hat es damit auf sich?
Wilko Austermann: Das Feuer hat im Rheinland eine lange Tradition: Yves Klein mit seiner ersten Feuer-Ausstellung im Museum Haus Lange 1961 in Krefeld, dann natürlich Otto Piene von der Düsseldorfer Künstlergruppe Zero, aber auch Joseph Beuys mit der verbrannten Tür. Und mir ist aufgefallen, dass gerade in den letzten Jahren viele Künstler wieder mit dem Feuer arbeiten und es ist in den Ausstellungen möglich, das unterschiedlich zu erleben.
Wie erklären Sie sich, dass sich die Künstler heute wieder verstärkt mit Feuer auseinandersetzen?
Austermann: Es gibt keine direkte Erklärung, eher Vermutungen. In den letzten Jahren haben sich ja viele Krisen verstärkt, es gibt unendlich viele Konflikte. Das kann natürlich ein Grund sein, warum man mehr Feuer-Motive innerhalb der Kunst aktuell findet.
Finden sich in „Burn it!“ solche Feuer-Arbeiten mit politischem Bezug?
Austermann: Es gibt eine Arbeit von dem niederländischen Künstler Lennart Lahuis. Er hat Fotografien verbrannt, die politische Motive haben. Da geht es um das mögliche Zusammenbrechen der EU, aber auch um die AfD. Er nutzt Feuer als formales Mittel Feuer, um Krisen zu verdeutlichen.
Wie macht Lahuis das konkret?
Austermann: Das hat eine Geschichte. Lahuis war Residenzkünstler in Weimar. Dort ist ja die Anna-Amalia-Bibliothek abgebrannt und man hat dann eine spezielle Restaurationstechnik entwickelt, um all diese wichtigen Dokumente wieder zusammenzufügen. Und seit diesem Aufenthalt hat Lahuis sich mit dem Verbrennen und Zusammenfügen von Fotos beschäftigt.
Es geht aber auch um Feuer im übertragenen Sinn. Michael Sailstorfer präsentiert eine Waffe …
Austermann: Sailstorfer zeigt nur die vordere Kante von einer Waffe. Es handelt sich um die P99, das ist auch die Waffe, die James Bond häufig verwendet hat. Man sagt ja auch metaphorisch „Feuer ab!“, abschießen. Gleichzeitig gibt es einen Prozess des Feuers innerhalb der Waffe.
Der italienische Künstler Matteo Luca backt Menschen aus Brot. Eine Anspielung auf das Feuer als lebenserhaltendes und vernichtendes Element?
Austermann: Matteo Luca thematisiert den menschlichen Körper. Durch das Backen sind die Körper durch ganz viele Brandspuren gekennzeichnet. Der verbrannte Körper löst sich aber gleichzeitig auf durch das Element des Brotes.
Bei Maren Maurer spielt das „Feuer im Körper“ eine Rolle, konkret das Verbrennen von Kalorien. Wie setzt sie das künstlerisch um?
Austermann: Maren Maurer hat eine Yoga-Matte aus Wachs ausgeformt, mit einem Docht, den man anzünden kann wie eine Kerze. Die Matte kann man verbrennen, aber gleichzeitig verweist sie auch auf Fettverbrennung, den Sportkult Yoga und das schlanke Schönheitsideal.
Und die Besucher können die Yoga-Matte dann anzünden?
Austermann: Während der Ausstellung wird die Matte nicht abgebrannt. Natürlich kann man sie anzünden, aber dann würde man sie nicht mehr sehen. Es geht um das Sinnbild, man soll selber weiterdenken.