Graffiti Die Graffiti-Brüder halten ihre Arbeit in einem Buch fest

Die MaJo Brothers sprühen seit 30 Jahren. Zum Jubiläum erscheint ein Band mit ihren gesammelten Werken.

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Kurz verschlägt es den MaJo Brothers die Sprache: Zum WZ-Interview anlässlich der Veröffentlichung ihres ersten Buches wird selbiges gerade angeliefert. 300 Exemplare stapeln sich nun im kleinen Büro der beiden Brüder, die seit fast 30 Jahren als Graffiti-Künstler arbeiten. „Da steckt eineinhalb Jahre Arbeit drin. Das Ergebnis jetzt in den Händen zu halten, ist überwältigend“, sagt Marc Hennig. „Als Graffiti-Maler ist deine Arbeit oft vergänglich. Schön, dass sie jetzt auf diese Weise festgehalten wird.“

Schon früh kommen die beiden mit Kunst in Berührung, Vater Reinhard ist als Fotograf tätig. „Wir hatten damals das einzig bemalte Haus in der Gegend. Weiße Wolken auf blauem Grund“, erinnert sich Joe. Als Sechsjähriger entwirft er zusammen mit seinem Vater ein Plattencover von Marius-Müller Westernhagen, „quasi mein erstes eigenes Kunstwerk“.

Geboren sind beide in Stuttgart, kommen Anfang der 80er-Jahre nach Düsseldorf. „Ein Klassenkamerad in der Grundschule brachte einen Schwung Eddings mit und wir malten drauf los. Tische, Skateboards, einfach alles“, sagt Marc. 1986 malen sie das erste eigene Graffito. „Bis auf ein paar Punkerparolen gab es in Düsseldorf damals überhaupt keine“, sagt Joe. „Und die Sprühdosen kosteten ein halbes Vermögen.“ Wenig später bekommen sie ihre erste Auftragsarbeit - ohne künstlerische Ausbildung. „Wir haben uns unsere Professoren selbst gesucht, Klaus Klinger zum Beispiel“, erzählt Joe.

Nach der Schule ist Joe als freischaffender Künstler unterwegs, Marc macht eine Schreinerlehre. 2005 gründen sie dann die GbR „MaJo Brothers“, werden von der Künstlersozialkasse als bildende Künstler aufgenommen. „Wir wollten unser Hobby zum Beruf machen. Auch wenn wir um das Risiko wussten“, sagt Joe.

Die gelben Affen werden zu ihrem Markenzeichen, tummeln sich auf Häuserfassaden u.a. in Oberbilk und Rath. Für Projekte reisen sie nach Namibia, Indien und St. Petersburg und geben mit ihrem Verein Verbunt Workshops für Kinder und Jugendliche. „Es dauerte lange, bis das in Düsseldorf akzeptiert wurde. Joachim Erwin war gegen uns. Er meinte, wir würden Kinder nur dazu anstiften, die Stadt vollzuschmieren“, erinnert sich Marc. „Die Leute haben lange nicht kapiert, dass nicht alles, was aus der Sprühdose kommt, Graffiti ist. Hakenkreuze oder Fortuna-Logos sind es nicht. Das sind nur Parolen.“

Als Streetart als Kunstform salonfähiger wird, bekommen auch die MaJo Brothers mehr Wertschätzung für ihre Arbeit, werden heute vom Kulturamt unterstützt. Mit dem Label Streetart hadern sie trotzdem. „Die spricht eine viel breitere Masse an. Und ist bei weitem nicht so aufwendig“, sagt Marc.

Fast immer arbeiten die beiden Brüder, die altersmäßig drei Jahre auseinanderliegen, gemeinsam. „Ein paarmal haben wir uns noch wen dazu geholt, aber es ist schwierig, gleichwertige Partner zu finden“, sagt Marc. „Mein Bruder kann einen Strich machen und ich übernehme dann. Und es sieht trotzdem wie aus einem Guss aus.“