Die Quadriennale auf dem Prüfstand

Die Bilanz fällt nicht überwältigend aus. Im Herbst überlegt die Politik neue Ideen.

Foto: D. Young

Düsseldorf. Spielt die Quadriennale mit gezinkten Karten, wenn sie wie am vergangenen Wochenende freien Eintritt verschenkt und damit Besucherzahlen frisiert? Setzt die Kunstsammlung eins drauf, indem sie gleich neun Tage freien Einlass in ihr Haus gewährt? Befindet sich das Kunstfestival auf dem Sinkflug und muss künstlich beatmet werden? Die WZ zieht Bilanz und gibt eine Aussicht auf die Zukunft.

Foto: Michaelis

220 000 Gäste kamen bislang in die 13 am Kulturfestival beteiligten Häuser — trotz vorübergehenden Gratis—Einlasses. Den konnte sich ohnehin nur eine Landesgalerie wie die Kunstsammlung leisten. Harry Schmitz, Geschäftsführer im Museum Kunstpalast, setzt sich bewusst davon ab, wenn er meint: „An den drei Gratistagen hatten wir 2500 Besucher, also doppelt so viel wie sonst. Aber neun Tage unser Haus ohne Eintrittskarte offen zu halten, das hätten wir uns nicht leisten können.“ So durfte Marketingchefin Marina Schuster nur Aktionen ohne Budget starten: Also ein kurzes Ständchen an der Museumskasse, um zum halben Preis Einlass zu erhalten.

Zum dritten Mal findet das Kunstfestival Quadriennale statt, und noch immer nicht weiß man, was die Besucher von ihr halten. Das holt das Museum am Ehrenhof jetzt nach. Dort werden die Kunstfreunde vom 22. bis 27. Juli befragt. Organisiert wird die Befragung von der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Viadrina in Frankfurt/Oder. Nach Auskunft von Harry Schmitz gehe es um die Akzeptanz der Ausstellungen und um begleitende Hilfen wie den kostenlosen Audioguide.

Offen spricht kein Kunstexperte seine Kritik an der Quadriennale aus. Hinter vorgehaltener Hand erklären jedoch Museumschefs: Vier Monate Quadriennale seien zu lange. Auch könne man das Festival nicht mit einer Biennale in Venedig vergleichen. Außerdem sei es kontraproduktiv, alle Vernissagen zum gleichen Zeitpunkt abzuhalten. Man müsse die Eröffnungen entzerren.

Davon will Geschäftsführerin Angela Eckert-Schweizer nichts wissen: „Die Quadriennale hat uns ein enormes Echo als Kunstmetropole gebracht, eben weil sie so kompakt ist.“ Dennoch meldet sie Korrekturen an: „Ich würde das Netzwerk verstärken, die Off-Szene noch mehr einbinden, eine Performancenacht wiederholen.“ FDP-Kultursprecher Manfred Neuenhaus will das schon lange. „Wir müssen unter die Menschen gehen, weniger in den Häusern arbeiten. Ich kann mir auch Alternativen zur Quadriennale vorstellen.“

Als Nina Holes Feuerskulptur am Rhein abbrannte, forderten Besucher mehr Nachhaltigkeit. Die Skulptur hätten sie gern in Düsseldorf fest verankert. Sie ging allerdings kaputt. Eckert-Schweizer wehrt ab: „Festivals kennen keine Nachhaltigkeit.“ Kulturausschussvorsitzender Friedrich G. Conzen (CDU) will dies im Herbst entscheiden.

Auch sein Stellvertreter im Ausschuss, Manfred Neuenhaus, will dies: Beide fordern eine Analyse. Conzen sagt: „Die Quadriennale war für die Museen gut, wegen der Sonderzahlungen. Wenn 4,5 Millionen bei der Kultur bleiben, kann man sich auch etwas anderes überlegen, etwa Ankäufe.“ Neuenhaus ist generell der Meinung: „Bei jeder Ausstellung sollte etwas von der gezeigten Kunst in Düsseldorf bleiben.“