Dieter Nuhr und Mathias Richling - Von Angst- und Wutbürgern
Die Kabarettisten Dieter Nuhr und Mathias Richling begeisterten ihr Publikum.
Düsseldorf. Überall Hektik, Stress und Panik, wohin das Auge reicht. Nuhr einer behält die Ruhe: In seinem neuen Programm „Nuhr unter uns“, mit dem er am Samstagabend in der ausverkauften Halle an der Siegburger Straße gastierte, erweist sich Dieter Nuhr als aufmerksamer Beobachter der Welt. Dabei geht er sowohl den kleinen Absurditäten des Alltags als auch dem aktuellen Tagesgeschehen und den großen, existenziellen Fragen des Lebens auf den Grund — auf gewohnt intelligente, freche und sarkastische Art.
So berichtet er von der Verweichlichung der Männer, welche durch das weibliche Personal in Kindergärten und Grundschulen vorangetrieben werde. Dann wieder persifliert er treffend die Angst der Deutschen. „In 100 Jahren herrscht hier Extremwetter? Oh Gott, hab ich auch das Dachfenster zu?“ Das sei die bittere Realität: Wir kommen zur Welt, regen uns auf und lassen es erst ruhig angehen, wenn wir auf dem Sterbebett liegen. Nuhrs Botschaft aber lautet: „Blicken Sie positiv voran, es gibt immer Grund für Optimismus.“
Vom Angstbürger zum Wutbürger: Am Abend zuvor nämlich war Mathias Richling im Schauspielhaus zu Gast: „Der Richling-Code“ klingt zunächst nach Verschwörungstheorie und nervenzerreibender Bestseller-Adaption. Aber statt Hollywood erlebten die Zuschauer messerscharfes Kabarett. Ungestüm kommt Richling auf die Bühne, verholpert fast den Start und ist mittendrin in der Eurokrise.
Als Baden-Württemberger hat Richling das Thema „Stuttgart 21“ natürlich besonders beschäftigt. Er stellt fest: Ohne schwäbische Wutbürger kein Arabischer Frühling. „Sie glauben doch nicht, dass die Ägypter den Mubarak zum Teufel gejagt hätten, wenn wir nicht gewesen wären. Oder die Libyer den Gaddafi, die merken doch jetzt erst, dass sie gar keinen Bahnhof kriegen.“
Begeisterungsstürme erntet er für die Persiflagen auf Schäuble, Westerwelle und von der Leyen. Und zwischendurch kommt Helmut Schmidt und erklärt dem Publikum die Welt. Das Fazit des Abends gibt Richling selbst: „Die Regierung hat jede Menge für die Armut im Lande getan.“