Schwank in der „Komödie“ In der „Pension Schöller“ wird gerne und viel gelacht
Düsseldorf · Viel Jubel und ausverkauftes Haus in der „Komödie“.
Immer noch zackig und zum Mitsummen: „Preußens Gloria“ erklingt nicht nur bei Militärparaden, sondern auch in der berühmt-berüchtigten „Pension Schöller“. Der Schwank von 1890 aus der Feder von Carl Laufs und Wilhelm Jacoby, der mit seinen leicht verrückten Figuren nichts an urkomischer Wirkung verloren hat, wurde jetzt in der Komödie bejubelt. Selbst beim Verlassen des Theaters hatten viele noch den Ohrwurm auf den Lippen.
Den schmissigen Traditionsmarsch aus wilhelminischer Zeit (heute auch noch gerne bei Schützenfesten gespielt) nutzt Peter Millowitsch als Jingle und Leitmotiv für seine heiter ironische Inszenierung und Parodie auf preußisches „Zack-Zack“ und „Rührt Euch!“, das jetzt nicht nur in Düsseldorf Premiere feiert. Nostalgie, Vintage und die nicht nur guten alten Zeiten – sie kommen an in unseren Digital-Tagen. So wird der Komödien-Kassenschlager (natürlich in einer anderen Inszenierung) demnächst u.a. in Hamburg wieder-aufbereitet.
Die Sonderlichkeiten der Gäste sind nicht nur zum Schmunzeln
Man möchte meinen, das Gästehaus, das kurzerhand zu einer privaten Nervenheilanstalt mutiert und Platz bietet für eine Folge von haarsträubenden Verwechslungen, hat Konjunktur. Klar doch. Lachen hält fit und gesund. Nicht nur zum Schmunzeln sind die Sonderlichkeiten der Gäste, die in der Berliner Pension paradieren. Allein deshalb lohnt sich’s schon. Und im Boulevard ist’s erlaubt und gewünscht. Das beweisen zumindest die zahlreichen Karten-Reservierungen schon vor der Premiere.
Alles steht und fällt mit den Darstellern. In diesem Punkt zeigt Peter Millowitsch, der in den 90ern mit seinem Übervater (Willy M.) zusammen in einer TV-Produktion des Stücks mitspielte, eine glückliche Hand. So macht der hochgewachsene Alexander von der Groeben als pensionierter, leicht seniler Major von Mühlen mit Krückstock nicht nur „bella figura“, sondern hat den Militär-Tonfall drauf, den man aus alten Filmen kennt: „Maul halten!“ und „Setzen!“. Christian Miedreich als hyperventilierender Professor Bernardy mit Kolonialhut, der gerade von der Löwenjagd in Afrika kommt, spielt ebenso mit Haut und (nur wenigen) Haaren den übergeschnappten Weltenbummler und eitlen Geck. Er passt wunderbar in die Personnage, die eigentlich nur einen schönen Abend verbringen will.
An der Nase herumgeführt werden sie durch Wirtstochter Franziska Schöller. Kerstin Bruhn, als Junge verkleidet, berlinert und serviert den Gästen, von denen einer skurriler und merkwürdiger ist als der/die andere. Da kommt Alfred Klapproth ganz gelegen – das jugendliche Schlitzohr (Tobias Krebs) sucht eine Nervenheilanstalt für seinen reichen Onkel Philipp Klapproth, der in Berlin unbedingt „was Verrücktes“ erleben will, mit dem er zu Hause prahlen kann. Gelassen, später selbst am Rande einer Nervenkrise – so mimt Michael Schäfer den betuchten Gutsbesitzer aus der Provinz, der seine anstrengende Schwester Ida (Annette Potempa) unter die Haube bringen will. Klapproth selbst wird Objekt der Begierde: Josephine Zillertal (hinreißend: Ilka Luza), eine hochneurotische Autorin von Romanen, die keiner liest, wirft sich dem eleganten Klapproth an den Hals. Letzterer tischt der Frau abenteuerliche Lügen-Märchen auf, die Zillertal zu noch mehr Verrücktheiten anspornt. Den Clou an Sprachwitz und Wort-Verdrehungen bietet Slim Weidenfeld als Eugen Schöller. Als Sohn des Pension-Chefs, der von einer Schauspieler-Karriere träumt, Goethe und Shakespeare rezitiert, kann aber kein ‚L’ sprechen. Und ersetzt ‚L’ durch ‚N’. Und erreicht beinah das Niveau von ‚absurdem Theater’.
Bis 17. Jan. 2020. Silvester: drei Vorstellungen (16, 19.15 und 22.30 Uhr), Telefon 122 707. Infos unter