Düsseldorf ist eine Orgelstadt
Bildband: Der Komponist Oskar Gottlieb Blarr zeigt die hiesige Orgellandschaft detailliert in schönen Bilder samt Texten und Noten.
Düsseldorf. "Ich habe einen Traum erfüllen können", sagt der in Düsseldorf lebende und wirkende Komponist und ehemalige Neander-Kantor Oskar Gottlieb Blarr, der in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag feierte. Die Erfüllung liegt nun in Form eines großen schweren Kalenders vor. Für jeden der zwölf Monate des Jahres bietet er zwei Blätter mit eindrucksvollen Fotos von hiesigen Orgeln. "Orgelstadt Düsseldorf - Ein immerwährender Kalender" steht auf der Frontseite, unter diesen Zeilen befindet sich eine Abbildung des ältesten noch erhaltenen Orgelprospekts in Düsseldorf aus der evangelischen Kirche Urdenbach.
Eine König-David-Figur mit Saiteninstrument in Händen krönt die Orgel der Werkstatt Schöler aus Bad Ems. "Bei diesem Anblick wurde mir wieder klar, dass aus der Orgel die Stimme Gottes spricht", sagt Blarr, der nicht nur die Motive aussuchte, sondern auch umfangreiche Texte über jede Orgel schrieb nebst Essays zu den Themen Orgel-Theologie und Düsseldorfer Musikgeschichte.
Zusammen mit dem Titelbild befinden sich Fotos von 25 Düsseldorfer Kirchenorgeln sowie eine Kirmesorgel der Düsseldorfer Werkstatt Richter (zerbombt Pfingsten 1942) in dem Band, den man übrigens nicht an die Wand hängen kann, da sich die Spiralbindung am Rand befindet. Es handelt sich also mehr um ein Nachschlagewerk als um einen geschmückten Gebrauchsgegenstand. Aber über den Tagesziffern der Monate stehen zugunsten der Zeitlosigkeit keine Wochentage, so dass die Kalenderfunktion immerhin nie verjähren kann.
Dass man Düsseldorf als "Orgelstadt" apostrophieren kann, liegt an einer Entwicklung, deren Urknall auf das Jahr 1954 zurückgeht. Die evangelische Johanneskirche gönnte sich damals ein grandioses Instrument aus dem Hamburger Hause Beckerath. In der Folge erhielten immer mehr evangelische Kirchen Orgeln aus bedeutenden Werkstätten; in der Neanderkirche steht ein Instrument des österreichischen Orgelbauers Rieger.
Später zogen auch die katholischen Kirchen nach. Nach dem zweiten Vaticanum habe die Orgeltradition bei den Katholiken an Bedeutsamkeit gewonnen, erklärt der ehemalige evangelische Kantor Blarr. Nun sei die Orgellandschaft Düsseldorf der Kölner weitaus überlegen. "Die Düsseldorfer können stolz sein auf ihre Instrumente und ihre Musikgeschichte", meint Blarr.
Zur hiesigen Musikgeschichte gehört auch, dass Felix Mendelssohn Bartholdy hier einst Musikdirektor war. Nach dem Tod seines Komponisten-Freundes Norbert Burgmüller, ein gebürtiger Düsseldorfer, komponierte Mendelssohn einen Trauermarsch. Die Noten dazu sind, neben vielen weiteren, im Kalender ebenfalls abgedruckt.
Die Orgeln hat Blarr nicht selber fotografiert. Der Oboist und Fotograf Friedemann Fey, der mit Blarr schon öfters auf Konzertreisen war, hat die Instrumente abgelichtet. Einen Bildband mit Orgeln des Bergischen Lands hat er bereits vor längerer Zeit veröffentlicht. "Einige Orgeln waren sehr schwer zu fotografieren", sagt Fey. Vor allem in der Lambertuskirche sei es eine Herausforderung für die Kamera gewesen, es gab enorme Kontraste zwischen sehr hell und sehr dunkel. Doch dank moderner Digitaltechnik und einer speziellen Software sei auch dieses Kunststück gelungen. Und das kann man im Kalender sehen.