Kultur Kompakt Ute Parduhn präsentiert Bomben im Medizinschrank
Düsseldorf · Eine beispielhafte Ausstellung zum Stillleben in der Kunst in Kaiserswerth.
Thomas Schütte unterstützt nur noch kleinere Galerien, wie er der Neuen Zürcher Zeitung sagte. Die großen Häuser seien ihm zu anstrengend. Die Mädchen, die dort sitzen, hätten kein Gesicht. Nun, Ute Parduhn, hat ein Gesicht, vor allem ein Gespür für Künstler. Sie führt seit 1980 ein kleines Kunsthaus am Kaiserswerther Markt. Als es noch kein Hacken und Stechen gab, war sie Sprecherin der Düsseldorfer Galerien. Ein Besuch.
„Stillleben“ nennt sie ihre Schau, ein Vanitas-Thema. Auf der Stirnwand begrüßen Karin Sanders „Küchenstücke“. Ein Rettich ist angenagelt, aber vertrocknet. Eine tropfende Zitrone ist durch eine Quitte ersetzt. Die Natur verwelkt. Wer eine Arbeit kauft, bekommt Nagel und Zertifikat. Früchte kann er aussuchen und aufhängen. Sarin Sander untergräbt die schöpferische Kraft des Künstlers und übergibt sie der Natur.
Gegenüber hängen Aquarelle von Manfred Holtfrerich. Er zeigt Laubblätter. Sie sehen aus wie gepresst, so illusionistisch hat er sie gemalt. Bild und Abbild sind identisch. Ein Blatt also, als ob es ein Blatt wäre. Pro Monat ein Blatt. Auf Büttenpapier, rückseitig signiert.
Gute Künstler hinterfragen die Kunst. Hier fühlt sich auch Thomas Schütte wohl. Von ihm stammt ein Frühstücksei. Die Silhouette des Eierbechers ist stärker ausgeprägt als das Ei selbst, das fast luftig gezeichnet ist, als verwandle es sich schon.
Das Wechselspiel mit der Natur als Sinnbild für Tod und Leben
Auch Thomas Ruff ist dem Wesen der Kunst auf der Spur. Er nimmt das schattenlose Foto eines Farnblattes von Karl Blossfeldt als Inspirationsquelle und macht aus dem Positiv ein Negativ. Nun wirkt es malerisch, fast wie eine Kreidezeichnung. Selbst der schwarze Hintergrund, der ja ursprünglich weiß war, sieht flockig aus. Macht sich Ruff lustig über die Kunst oder den „Wundergarten der Natur“, wie Blossfeldt sein letztes Buch vor seinem Tod nannte?
Den Paukenschlag präsentiert Mona Hatoum. Sie hängt einen schweren Medizinschrank für Drogen an die Wand. Tageslicht fällt auf die Objekte und bringt sie zum Strahlen. Ein ästhetisches Vergnügen, aber auch ein teuflisches Vergnügen. Sie zeigt nämlich Handgranaten aus Murano-Glas, Ihre physische Schönheit verführt, bevor man die gefährliche Implikation wahrnimmt.
Galerie Parduhn, Kaiserswerther Markt 6a, bis 28. Oktober.