Filmpreis Düsseldorfer Komponist Hauschka greift nach Oscar

Der 50-jährige Düsseldorfer ist mit dem Film „Lion“ mit Nicole Kidman in der Kategorie Filmmusik nominiert.

Komponist Volker Bertelmann alias Hauschka.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Für Volker Bertelmann war der Dienstag zuerst eigentlich ein ganz normaler Tag. Der als Hauschka bekannte Musiker und Komponist sitzt in seinem Düsseldorfer Studio am Klavier und arbeitet an seinem neuen Album, das im März erscheinen soll. Kurz vor halb drei am Nachmittag ist es dann allerdings vorbei mit der Normalität. Bertelmann bekommt eine SMS von Schauspielerin Sandra Hüller. Inhalt: ein Sektflaschen-Emoji. Und Bertelmann war schon kurz vor dem Anruf seiner Agentin klar: Sie fahren zu den Oscars.

Für den Film Lion mit Nicole Kidman hat Volker Bertelmann die Musik komponiert.

Foto: Mareike Foecking

Während Hüller als Hauptdarstellerin in „Toni Erdmann“ zur Verleihung am 26. Februar nach Hollywood reisen wird, ist Hauschka mit Dustin O’Halloran für den Soundtrack zum Film „Lion“ mit Nicole Kidman nominiert. „Das ist natürlich verrückt“, sagt der 50-Jährige am Mittwoch im Gespräch mit unserer Zeitung.

Tatsächlich geht es in diesen Monaten Schlag auf Schlag für den Düsseldorfer. Gleich mit seiner ersten großen Hollywood-Produktion gelingt dem dreifachen Vater Außerordentliches. Erst die Nominierung für die Golden Globes, dann für die British Academy Film Awards und jetzt für die Oscars. „Ich bin da in kurzer Zeit an einen Punkt gelangt, den andere auch nach vielen Jahren Konzentration auf Filmmusik nicht erreichen. Das hat surreale Züge, ist aber auch sehr schön.“

Doch ganz so von heute auf morgen geht das selbstverständlich auch bei Hauschka nicht. Den ersten Klavierunterricht bekommt er mit neun Jahren. Mit 18 verwendet das ZDF seine Musik für „Ein Fall für zwei“. Gute Gema-Einnahmen sind das. In den 90ern schafft es Bertelmann mit der Hip-Hop-Gruppe God’s Favorite Dog immerhin ins Vorprogramm der Fantastischen Vier, doch das Projekt versandet schließlich ohne den großen Durchbruch.

Anfang des neuen Jahrtausends wird Bertelmann schließlich zu Hauschka und präpariert sein Klavier mit Tischtennisbällen, Kronkorken, Bierdeckeln und Gaffer-Tape. So geht er auf Klangreisen, die oft an minimalistische Elektro-Musik erinnern, und die er mittlerweile auf der ganzen Welt live aufführt. Seit einigen Jahren komponiert Hauschka immer häufiger Filmmusik. 2012 für Doris Dörries „Glück“, 2014 ist er mit dem brasilianischen Film „Futuro Beach“ bei der Berlinale, mit „The Boy“ und Schauspiel-Star Elijah Wood als Produzent folgt 2015 Hauschkas erste US-Produktion.

Bei einem Konzert in Melbourne lernt Hauschka schließlich Lion-Regisseur Garth Davis kennen. Der engagiert Hauschka zusammen mit O’Halloran für die Filmmusik. Sechs Monate arbeiten die beiden an dem nahezu fertigen Film, überlegen sich, welche Szene wie untermalt werden könnte. Für eine Harfen-Sequenz werden dann auch schon mal die Village-Studios in Los Angeles angemietet, wo Bob Dylan, Johnny Cash und The Beach Boys Alben aufnahmen. Klar, ist halt Hollywood. Auch das Budapest Art Orchestra engagieren Hauschka und O’Halloran. Einige Passagen nimmt Hauschka allerdings auch mit einer Geigerin aus Köln in seinem heimischen Studio auf. „Es ging uns um einen nahen und intimen Sound. Das Klavier steht im Vordergrund, Streicher werden im Verhältnis zu vielen anderen Hollywood-Produktionen eher selten und fragil eingesetzt.“

Das Ergebnis der Arbeit kann sich nun so gut hören lassen, dass es Hauschka zu den Oscars führt. Er hofft, dass der dadurch künftig noch mehr Möglichkeiten bekommt, Filmmusik zu machen. Wie das in Hollywood funktioniert, beschreibt er so: „Du bekommst einen Film, wenn du einen Film hast.“ Zuvor sei er in Castings zwar oft weit gekommen, aber kurz vor Schluss doch nicht genommen worden.

Bertelmann kennt sich also immer besser aus in Hollywood. Das gilt auch für rote Teppiche. „Ich lass das Ganze auf mich zukommen. Die Golden Globes waren ein ganz gutes Training. Ich weiß jetzt zumindest, wann ich wirklich aufgeregt sein werde.“ Vor allem unmittelbar vor der Preisverleihung. Immerhin: Die Rede hat er mit seinem Komponisten-Partner O’Halloran ja schon für die Golden Globes geschrieben.

Aber bescheiden, wie Bertelmann ist, betont er: „Es geht am Ende nicht ums Gewinnen oder Verlieren. Schon die Nominierung allein ist eine sehr schöne Anerkennung für viele Jahre Arbeit.“