Modedesign Die Designerin, die sich dem Weiß verschrieb

Düsseldorf · Aynur Pektas setzt mit ihrer Mode auf Zeitlosigkeit und Liebe zum Detail statt auf Massenware. Ein Besuch in ihrem Atelier in der Düsseldorfer Altstadt.

Die Düsseldorfer Designerin Aynur Pektas in ihrem Atelier in der Mühlenstraße. Sie hat sich auf Kreationen in Weiß spezialisiert.

Foto: Katharina Pfannkuch

Die Wände des Treppenhauses säumen Modeskizzen, durch die halboffene Tür im ersten Stock sind hohe Regale voller Stoffrollen zu sehen. Gewebt, geknüpft und vor allem: Weiß. Nur hier und da blitzt etwas Gold hervor. Da steht auch schon Aynur Pektas im Flur, ebenfalls in Weiß und auf goldglitzernden High Heels. Das weiß-goldene Farbschema zieht sich durch das gesamte Atelier, in dem Pektas Mode und Maßanfertigungen entwirft und herstellt.

Ein Jahr lang hat Pektas ihr Atelier selbst saniert

Auf großen weißen Tischen liegen Skizzen und Stoffproben, davor gold-metallene Stühle, an langen Kleiderstangen hängen Schnittmuster und Entwürfe, alles Unikate. Viele der Stoffe wirken so mädchenhaft und zart wie die Designerin selbst. Doch der Eindruck täuscht: „Alles hier habe ich selbst gemacht,“ sagt die 42-Jährige stolz: „Ich habe das Parkett verlegt, die Wände verputzt. Meine Ideen setze ich selbst am besten um.“ Ein Jahr lang sanierte sie in dem Altstadthaus nahe des Andreas-Quartiers, bevor sie im Februar eröffnete.

Auch in ihrer Mode steckt echte Handarbeit: Stoffe fertigt die aus Haan stammende Modedesignerin oft selbst, entwickelt eigene Webrahmen für spezielle Knüpftechniken: „Ich brauche Herausforderungen und stelle an mich selbst sehr hohe Ansprüche.“ Dazu passt ihre Vorliebe für Weiß. Kaum eine Farbe erfordert so viel Präzision in der Verarbeitung und beim Schnitt – denn nichts lenkt davon ab. „Ich denke bunt, aber mit Weiß kann ich mich am besten ausdrücken,“ so Pektas. Zudem sei Weiß zeitlos und über jeden Trend erhaben.

Pektas versteht ihr Atelier als künstlerisches Kreativlabor

Bei Maßanfertigungen aber darf es auch mal Knallrot sein, wenn die Kundin es wünscht. Begeistert erzählt Pektas vom gemeinsamen Entwickeln von Ideen mit den Kundinnen: „Mein Atelier ist eher ein künstlerisches Kreativlabor.“

Ihre Liebe zum Schneiderhandwerk entdeckte sie schon als Kind, doch ihre Eltern rieten Pektas von der schnelllebigen Modewelt ab. Nach ihrer Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau studierte sie parallel zu ihrem ersten Job BWL: „Ich konnte noch nie nur eine einzige Sache machen.“ Pektas machte Karriere als Einkäuferin für große Handelsunternehmen. Trotz des Erfolgs blieb die Mode ihr Traum.

„Irgendwann war mir klar: Wenn du diesen Traum noch verwirklichen willst, dann jetzt,“ erinnert sich Pektas. Von einem Tag auf den anderen habe sie gekündigt und sich an Modeschulen beworben. Mit Erfolg: 2011 begann ihr Studium an der Akademie für Mode und Design (AMD). Dass sie eher im Alter der Dozenten als ihrer Kommilitonen war, habe sie ebenso wenig abgehalten wie der Verzicht auf die Privilegien eines erfolgreichen Berufslebens: „Es war nicht immer einfach. Aber ich wollte unbedingt lernen, wie die Branche funktioniert.“ Deshalb machte sie auch noch eine Ausbildung zur Schnittdirectrice.

Wie die Welt der Mode funktioniert, weiß Pektas mittlerweile. All ihren Regeln, etwa zwei Kollektionen im Jahr herauszubringen, folgt sie aber nicht. Pektas hat ihren eigenen Rhythmus: „Meine Kollektion ist fertig, wenn sie fertig ist.“ Seit ihrer Eröffnung war sie für Maßanfertigungen ausgebucht, nun arbeitet sie am Onlineshop, plant die Expansion ihres Labels und Workshops in ihrem „Kreativlabor“. Aynur Pektas kann eben nie nur eine einzige Sache machen.

Aynur Pektas. Fashion.Art.Design. Mühlenstraße 7.