Kultur Kompakt „Der feurige Engel“: Eine Oper wie ein Horror-Film
Düsseldorf · Die Düsseldorfer Oper nimmt Prokofjews "Der feurige Engel" wieder auf.
Ein genre-typisches Setting in einer Nervenheilanstalt alter Manier, Besessenheit, Nonnen, experimentierende Ärzte, Exorzismen, Spuk und dazu noch eine Musik, die jedem Horror-Film-Soundtrack die Neidesgelbe ins Gesicht treiben würde. All dies bietet der „Feurige Engel“ von Sergej Prokofjew in der atmosphärisch aufgeladenen, mit filmischen Mitteln gekonnt spielenden, Inszenierung von Immo Karaman (Premiere 2015).
Nun, da die Oper erneut zu erleben ist, haben wir die auch schauspielerisch gelungene Wiederaufnahme angesehen. Fazit: Wenn Sie Horror lieben, werden Sie daran ihre helle Freude haben. Wobei Hell ist an Karamans Regie und der Ausstattung (Bühne: Karaman und Aida Leonor Guardia, Choreografie und Kostüme: Fabian Posca) nichts. Außer vielleicht die Erinnerungen der Protagonistin Renata (die wunderbar singende Svetlana Sozdateleva) an den Feurigen Engel, in den sie seit ihrer Jugend abgöttisch verliebt ist und den sie wiederfinden möchte.
Karaman transportiert die Geschichte von Prokofjews Oper nach dem Roman „Ognenny angel“ von Waleri Jakowlewitsch Brjussow zwar in eine andere Szenerie, einer düsteren von Nonnen geführten Irrenanstalt, dennoch trifft diese Inszenierung den Plot als auch die musikalische Stimmung aufs Beste. Der Verehrer Renatas, Ruprecht (Boris Statsenko) ist ein Analytiker, der seine Patientin verführen will. Die Suche nach Graf Heinrich (Timo Riihonen), in dessen Person Renata den geliebten Engel wiederentdeckt zu haben glaubt, gestaltet sich als eine Art Besichtigungstour. Mal im „Aufenthaltsraum“ der Klinik ganz im Geiste der Lost Place Beelitz-Heilstätten in Brandenburg oder im blutigen Operationsaal – mit einer Anleitung zur Lobotomie an der Wand. Achtung: die Freude am Grusel soll wahre Untaten in der Geschichte nicht relativieren; das ist das Paradigma des Genres!
Sowohl die Düsseldorfer Symphoniker unter leidenschaftlicher Leitung von Kimbo Ishii als auch das gesamte Solo-Ensemble, inklusive Chor, bewältigen Prokofjews grandios aufwühlende Partitur überzeugend.
Aufführungen: 16., 24. und 31. März.