Düsseldorfs neue Hip-Hop-Zentrale
„Community Education“ haben ihre Heimat jetzt am Rhein.
Düsseldorf. Die Zentrale des Hip-Hops liegt in Düsseldorf - das gilt zumindest für das Musiker-Kollektiv "Community Education", das in seinem Kern aus vier US-Amerikanern und einem Deutschen besteht.
"In den USA hat Hip-Hop gegenüber Rock an Bedeutung verloren. Deshalb haben wir eine neue Stadt als Basis für unser Projekt gesucht", berichtet Dusky Diana, die zusammen mit ihrem Kollegen Mo’czar seit kurzem in Deutschland lebt. In der Düsseldorfer Bismarckstraße haben die beiden bei DJ Goersch ihre Wohnung und ihr Studio gefunden.
In New York geblieben sind Prosper Jones und Moss Man. Sie stehen über das Internet im Kontakt mit dem Rest der Gruppe, zu der weltweit etwa zehn weitere Hip-Hopper gehören, die bei einzelnen Songs ihre Ideen liefern. Auch aus Tokio kommen von einem dort lebenden Rapper regelmäßig Texte und Hip-Hop-Beats.
Ihr erstes Album "South Bronx Beats" hat das Kollektiv noch in New York aufgenommen. "Am Anfang 1998 ging es bei den Treffen mehr um Spaß und Party, erst später ist daraus ein professionelles Musikprojekt geworden", erinnert sich Mo’czar. Nicht verändert hat sich die Arbeit an den Stücken, die ähnlich wie beim Freejazz Improvisation als Basis haben. "Bei unseren Runden bringt jeder Ideen mit, die wir dann gemeinsam durch das Improvisieren solange verändern, bis schließlich der fertige Song im Studio aufgenommen wird", erklärt Dusky Diana.
Mit Gangster-Rappern wie Bushido oder Puff Daddy wollen Community Education nichts zu tun haben. "Es gibt zwei Linien des Hip-Hop. Der eine versorgt den Mainstream und läuft auf Sendern wie MTV. Da entwickelt sich im Moment nicht viel Neues", sagt Mo’czar.
Wichtiger sei für ihn das, was in den kleinen Clubs im Untergrund entstehe und sich an den Ursprüngen der 90er Jahre orientiere. "Wir sind keine Traditionalisten, aber uns geht es darum, Hip-Hop als Kultur und Lebensgefühl zu verstehen, wie das bei den Anfängen der Fall war." Das bedeute Improvisation und ein positiv, kritischer Wettbewerb unter den Musikern.
Wichtig ist den Wahl-Düsseldorfern, auch positive Aspekte des Lebens in ihrer Musik zu verarbeiten, und nicht auf Gewalt zu setzen. "Wir sind in der Gruppe für alle offen und hatten schon einen Opernsänger und einen Trompeter an Bord. Auch Soul- und Funk-Elemente sind willkommen. Nur mit Gangster-Rappern wollen wir nichts zu tun haben", sagt DJ Goersch.
Von der Musik kann das Trio in der Bismarckstraße bislang noch nicht leben. So arbeitet Mo’czar als Maler und Bildhauer und unterrichtet außerdem Kunst und Englisch. Dusky Diana, die vom Musical kommt, lehrt Schülern Tanz und Gesang, während DJ Goersch als Sozialpädagoge in einem Langenfelder Jugendzentrum arbeitet und dort ein Hip-Hop-Projekt leitet. Zusätzlich wollen die Drei mit ihrer Erfahrung und ihrem Studioequipment Künstlern helfen, ihre eigene Musik zu produzieren.