Musik-Performance Ein schönes Experiment mit Clara Schumanns Musik
Düsseldorf · Die Macher des Projektes verteilten Musiker auf die Räume des Heine-Instituts, um sie digital zu vereinen.
In den Räumen des Heinrich-Heine-Instituts sitzen, jeder für sich Musiker – dort zwei Geiger, hier ein Cellist und eine Bassistin oder auch Holzbläser, in einem anderen Raum wiederum ein Hornist. Vor ihnen zwei Bildschirme, Noten, auch mal in Form von Tablets. Ein jeder hat Kopfhörer auf und wird von einer Kamera beäugt. Was mag das für ein Experiment sein? Die Klänge, die sie spielen, geben allein wenig Sinn, bei genauem Hinhören entpuppen sie sich aber als einzelne Stimmen einer romantischen Orchesterpartitur mit den typischen Merkmalen. Mal eine Phrase hier, punktuelle Einschübe dort, ein Streicherteppich oder auch mal ein sanftes Solo.
Die Idee klingt zunächst vertraut und neuartig zugleich: Mehrere Musiker an verschiedenen Orten, die mittels moderner Technik zu einem Orchester zusammengemischt werden. Erinnerungen an medial aufgeblasene Projekte werden vielleicht wach; doch das, was die Pianistin Frederike Möller, der Künstler Michalis Nicolaides und die Dirigentin Cecilia Castagneto nun anlässlich Clara Schumanns 200. Geburtstag im Heine-Institut auf die Beine stellten, hatte etwas ausgesprochen Intimes und anrührend Minimalistisches.
Mit Hilfe der geschickt die digitalen Bild- und Ton-Fäden ziehenden Techniker Konstantin Faust und Torsten Helbron ließen sie eine überaus charmante Idee zu Realität werden. Ein „klassisches“ Konzert, bei dem sich die Musiker in den Räumen des Heinrich-Heine-Institutes verteilten, lediglich verbunden durch Mikro, Kamera und Kopfhörer, um gemeinsam schließlich simultan ein Ganzes zu schaffen. In diesem Fall, anlässlich Clara Schumanns Geburtstag ihr Klavierkonzert a-moll op. 7, interpretiert durch Möller am Klavier und ein Kammerensemble, geleitet durch Castagneto. Das Ganze lässt sich von dem Publikum, das sich frei in den Räumen bewegen konnte und sollte, lediglich in einem Raum wahrnehmen, dort allerdings multimedial. Das heißt in diesem Fall: Die Musiker sind auf einer Leinwand einzeln sichtbar, ihr Klang wird abgemischt und in den zentralen Raum eingespielt. Dort steht auch die Dirigentin, die das Gesamte leitet und der Flügel, an dem Möller den Klavierpart von Claras innig-luftigen Werk spielt. Das Ergebnis klingt trotz der Trennung der Musiker erstaunlich stimmig. Mit viel Herzblut spielt vor allem Möller Schumanns Klavierstimme, doch auch die anderen Musiker interpretieren mit viel Aufmerksamkeit.
Doch diese Performance war nicht das einzige, das den Besucher dieses Projektes unter dem Titel „Happy Birthday Clara!“ erwartete. Zunächst wurde – allerdings ohne die räumliche Trennung – Valentin Ruckebiers, er ist Jahrgang 1997, Werk für Streichquintett und Klavier „Romanze - Liebendes Gedenken! Clara“ uraufgeführt. Inspiriert von Clara Schumanns Romanze in h-Moll für Klavier aus dem Jahr 1856, die den gleichlautenden Vermerk trägt, setzte sich Ruckebier klangdiskursiv gekonnt mit der Aura von Claras Musik auseinander. Schattenhaft pointillistisch, mit sehr reizvollen Klangexperimenten und durchaus Gespür für klangliche Poesie.