Für Oman-Gastspiel streicht Schläpfer Alkohol-Szene aus Tanzstück

Paris, Barcelona, Amsterdam — das Ballett am Rhein hat in Europa einen Namen. Im November reisen Martin Schläpfer und seine Compagnie in den Golfstaat Oman.

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Düsseldorf. Der erste Kontakt liegt zwei Jahre zurück. Das Royal Opera House Muscat in Maskat im Sultanat Oman stand gerade ein Jahr, als die Einladung an das Ballett am Rhein einging, dort aufzutreten. Das Opernhaus ist das einzige in der Region der Golfstaaten, die nächste Spielstätte 6000 Kilometer entfernt.

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Generalintendantin ist dort seit zwei Jahren die gebürtige Hamburgerin Christina Scheppelmann, sie importiert europäische Kultur: Barbier von Sevilla, Hochzeit des Figaro, Carmen und Ballettcompagnien aus München, Stuttgart und Hamburg. Im November bereichern zwei Vorstellungen des Balletts am Rhein das Programm. Martin Schläpfers Compagnie präsentiert Forellenquintett und Johannes Brahms — Symphonie Nr. 2.

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Moderne Ballettkunst in einem islamischen Wüstenstaat, dessen Herrscher Qabus Ibn Said, vor ein paar Jahren dazu übergegangen ist, seinem Volk Kultur qua Gesetz zugänglich zu machen. Die Errichtung des Opernhauses, die teils gemäßigten Eintrittspreise (ab 16 Euro) und ein liberal geprägter Terminkalender spielen in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle — auch vor dem Hintergrund, dass sich in dem Sultanat seit ein paar Jahren Protest gegen die absolutistische Regierungsform regt.

Von dem Ballett am Rhein verlangt ein solches Gastspiel Fingerspitzengefühl. „Es war für uns selbstverständlich, dass wir ein Programm zusammenstellen, mit dem wir niemanden vor den Kopf stoßen“, sagt Dramaturgin Constanze Müller. Das ist in der Hauptsache mit Forellenquintett und Brahms gewährleistet, kleinere Veränderungen sind jedoch dennoch vonnöten.

Im Forellenquintett etwa spaziert in der Ursprungsfassung ein angeheiterter Tänzer mit einem Glas Beaujolais über die Bühne. Da der Islam jedoch Alkoholgenuss verbietet, hat Schläpfer die Szene gestrichen. Aktuell entwickelt er einen Ersatz.

Ein Auszug des Liedtextes über die Forelle wird auf der Bühne auf Deutsch vorgetragen. Das bleibt so, eine arabische Übersetzung finden die Besucher im Programmheft. Das Heft allerdings wird vom Royal Opera House redaktionell betreut. Die Düsseldorfer Vorlage kam nicht in Frage, weil darin die Tänzer vom Brustbein an aufwärts nackt dargestellt sind.

In der nächsten Woche findet in der Oper — auch auf Wunsch der Tänzer — eine Informationsveranstaltung statt. Dabei geht es um so praktische Dinge wie die Handynutzung, das Gepäck und um die unabstellbaren Klimaanlagen. Sie kühlen die Hotelzimmer der Künstler auf erkältungsförderliche 18 Grad herunter, während draußen bei 35 Grad geschwitzt wird.

„Darauf müssen wir die Tänzer unbedingt hinweisen“, sagt Barbara Stute. Ein Dresscode gilt für die gesamte Düsseldorfer Entourage: Shorts und Spaghetti-Träger sind tabu, schicke Outfits auch bei den Technikern erwünscht. „Die Kollegen müssen einen Smoking oder Anzug tragen, wenn sie sich im Theater bewegen und Öffentlichkeit anwesend ist“, sagt Müller.

Die Bühnenelemente sind bereits unterwegs in den Oman, mit dem Lkw und mit dem Schiff. Für Brahms musste Bühnenbildner Keso Dekker etwas Neues schaffen, weil die 2. Symphonie zeitgleich am Düsseldorfer Opernhaus gezeigt wird. „Das ist aufwendig und manchmal etwas schwierig, ja“, sagt Technik-Koordinatorin Stute. „Aber die Zusammenarbeit klappt toll. Die Menschen in Maskat sind sehr offen und entgegenkommend.“