Galerie-Ausstellungen: Außerirdische bei der Lektüre
Der Monat Dezember gilt als Höhepunkt im Ausstellungsjahr. Die WZ gibt einige Empfehlungen zum Rundgang.
Düsseldorf. Marcus Weber liebt Flaschenteufel und Comic-Figuren. Seine komischen Helden schauen mit Glupschaugen in ihre Lektüre und scheinen sich dabei zu hypnotisieren. Vielleicht wollen sie ja nur wissen, wie das menschliche Gehirn funktioniert.
Marcus Weber hat sich in derlei Bildern zu einem genialen Maler entwickelt, mit faszinierenden Farb- und Lichtzonen. Da sitzen die Figuren in Designer-Sesseln, und über ihren Köpfen schütten Stehlampen ihre Lichtkegel aus. Helligkeit umkreist Armlehnen und Köpfe, macht aus einer Jeanshose ein freies Spiel in Blau und aus einem Lampenschirm eine Farbfeldmalerei, die sich mit Rupprecht Geiger oder den Impressionisten auseinandersetzt.
Ey5, Mutter-Ey-Straße 5, bis 22.12., di - fr 14 - 18, sa 14 - 16 Uhr
56 Arbeiten des Bauhaus-Künstlers Lyonel Feininger (1871 bis 1956) in Düsseldorf zu sehen, ist eine Sensation. Die Galerie Beck & Eggeling präsentiert einen Überblick des Künstlers, beginnend mit einem frühen, fast noch impressionistischen "Bauernhaus in Lobbe". Eines der schönsten Blätter, in Kohle auf Papier, zeigt 1912 die Kirche von Umpferstedt. Es war die Zeit noch ohne Kriege, und Feininger ließ die Spitzen der Gebäude wie Pfeile in den Himmel stießen.
Von 1946 stammt das Motiv eines Raddampfers auf dem Hudson, das Feininger seinem Sohn zu Liebe noch einmal malte. Kein Protest und keine Trauer schwingen in diesem Bild mit, obwohl Feininger doch 1938 von den Nazis gezwungen wurde, auf einem Schiff nach Amerika auszuwandern. Die letzte Arbeit, 1953, gilt der Rue St. Jacques in Paris, in typischer Prismen-Architektur, in die der Maler energische dunkle Balkenstriche setzt.
Bilker Straße 4-6, bis 19.12. di-fr: 10 - 13 und 14 - 18, sa: 11 - 16 Uhr
Niels Sievers setzt sich mit der Romantik, mit Wald, Wasser und Wind auseinander. Ihn interessiert das Lebensgefühl der Heimatlosigkeit, der Einsamkeit, des Aus-Gegrenztseins. Die Technik allerdings ist die der Gegenwart. Er grundiert die Leinwand mit dunklen Farben, besprüht sie mit silbernem Lack und nimmt mit dem spitzen Pinsel die Farbe des Untergrunds wieder auf.
Der Pinsel zeichnet also durch Wegnehmen der Farben. Der Künstler liebt malerische Raffinessen. Eine Wasserlandschaft erzeugt er dadurch, dass er das Grau des Himmels gegenläufig zu dem des Wassers malt. Zugleich stellt er ein silbriges Raumschiff auf, das allerdings see-untauglich ist.
Altestadt 6-7, bis 10.1.2010, mo- fr 9-13 und 14-18 Uhr
Von weitem wirken die Bilder von Stefan Sehler wie Fotografien. Ein Filigran von Ästen und Blättern, die sich im Wasser spiegeln. Tatsächlich haben wir große Hinterglasbilder vor uns. Sie zeigen Landschaften zwischen Realität und Abstraktion. Sehler zeichnet sie auf Papier, schneidet sie mithilfe des Computers aus und benutzt die ausgeschnittenen Papiere als Schablonen, um in die Leerstellen Farben tropfen zu lassen.
Wird das Bild schließlich umgedreht, werden die Negativformen zu Positivformen. Wir sehen die ursprünglichen Farbspritzer nun, als wären es Mondlandschaften, Heckenrosen oder Geäst. Glasklar wirkt das Ganze und entrückend zugleich.
Flurstr.57, bis 18.12., di-fr 11-13, 15-18, Sa 12-14 Uhr
Cordula Güdemann kreist mit dem Pinsel in dickpastigen Ölfarben herum, bis sie auf der Leinwand reliefartige Kürbisköpfe oder menschliche Masken hat. Die Gesichter sind abstrakt gehalten, dennoch stieren, grinsen und feixen sie uns an.
Die Künstlerin stellt einen dieser Kürbisköpfe auf ein Fundament in eine Stadtlandschaft. Dort wirkt die Maske wie ein Wichtigtuer. Ähnlich absurd geht es bei ihr im Museums-Milieu zu. Güdemann lässt Figuren aus ihren Bildern herauslugen, während Traumfiguren an ihnen vorbeiziehen.
Bilker Str. 6, bis 23.12., di - fr 13 - 19, sa 10 - 16 Uhr
Joseph Sappler beschäftigt sich auf ironische Weise mit dem Thema Arbeit. Er beobachtet Straßenfeger und Müllmänner vor seiner Haustür. Entweder verschwinden sie im Weiß der Leinwand oder werden als Gebäudereiniger zu einer farbigen Menschenpyramide stilisiert.
Da Sappler sein Geld als Computer-Dienstleister verdient, verwandelt er die Stahlarbeiter von den Steinreliefs hinter dem Hauptbahnhof in Figuren der Jetztzeit, die vor dem Rechner sitzen. Die Arbeiter verklären nicht mehr das Industriezeitalter, sondern Sappler verwandelt sie in subversive Science-Fiction-Figuren.
Schulstr. 11, bis 23.12., di-fr 11 - 20, sa 11 - 18 Uhr