Mendelssohn soll im Gedächtnis bleiben
Im Palais Wittgenstein ging es um die Frage, ob Düsseldorf ein neues Denkmal braucht, das an Felix Mendelssohn Bartholdy erinnert.
Seitdem die Nazis im Jahr 1940 das Denkmal Felix Mendelssohn Bartholdys aus antisemitischen Gründen von seinem Platz am Opernhaus entfernten und anschließend vernichteten, gibt es in Düsseldorf kein Standbild mehr, das an den ehemaligen Düsseldorfer Musikdirektor erinnert. Im Rahmen des Kolloquiums zum 200. Mendelssohn-Geburtstag diskutierten im Palais Wittgenstein Vertreter des Düsseldorfer Kultur- und Musiklebens die Frage, ob Düsseldorf ein neues Mendelssohn-Denkmal braucht.
Der ehemalige Düsseldorfer Kulturdezernent Bernd Dieckmann spricht sich eindeutig dafür aus. "Es ist wichtig für die Jugend, dass wir Geschichte präsent machen." Es sei heutzutage aber schwierig, einen Künstler für ein neues Denkmal zu finden, sagt Dieckmann und verweist auf das noch erhaltene Modell, das sich im Stadtmuseum befindet.
Die Musikwissenschaftlerin Yvonne Wasserloos, Dozentin an der Robert-Schumann-Hochschule, hält eine Kopie des Denkmals für nicht ganz ausreichend, solange es nicht mit Hinweisen auf die Verfemungsgeschichte im Dritten Reich verbunden sei. "Man sollte ein solches Denkmal nicht einfach aufstellen, als wäre nie etwas passiert." Auch Elisabeth von Leliwa, Dramaturgin der Tonhalle, spricht sich gegen eine unkommentierte Rekonstruktion auf. Ein Denkmal müsse die Funktion eines Stolpersteins erfüllen - ähnlich denen, die an ermordete jüdische Bürger der Stadt erinnern.
Eine generelle Vernachlässigung Mendelssohns bis heute konstatiert Volker Kalisch, Professor für Musikwissenschaft an der Robert-Schumann-Hochschule. "Für das kommende Jahr ist zwar geplant, in Düsseldorf den kompletten Schumann aufzuführen, vom kompletten Mendelssohn zum 200. Geburtstag in diesem Jahr war überhaupt keine Rede." Mit einem Denkmal sei es nicht getan. Viel mehr im Sinne Mendelssohns seien leistungsfähige Orchester, die seine Werke aufführten. Aus dem Publikum kamen unterdessen mehrere Vorschläge, Mendelssohn in Düsseldorf zu ehren. Zum Beispiel könne der bislang unbenannte große Konzertsaal der Tonhalle auf den Namen "Mendelssohn-Saal" getauft werden. Um den besten Künstler für ein ganz neues Denkmal zu finden, machte jemand den Vorschlag, an der hiesigen Kunstakademie einen Wettbewerb auszuschreiben. Dass überhaupt etwas getan werden müsse, um Mendelssohn mehr ins Geschichtsbewusstsein der Stadt zu rücken, darüber herrschte Einigkeit.