Theater-Premiere: Gottes linker Haken
Die Komödie zeigt den Klassiker „Don Camillo und Peppone“. Eine Inszenierung mit Charme und aktuellem Bezug.
Düsseldorf. Es war einmal, da pflegten die Parteien noch lustvoll ihre Gegnerschaft, und die Kirchen hielten Abstand von einer Wellnesstheologie. Es war die Zeit von "Don Camillo und Peppone". Giovannino Guareschi hatte 1946 die Geschichten um einen Streit zwischen einem Priester und einem kommunistischen Bürgermeister veröffentlicht, Gerold Theobalt hat daraus eine Theaterstück geformt.
Da betritt der Kommunist Peppone, den Andreas Windhuis wie einen naiv-verschlagenen Pizzabäcker spielt, die Kirche, um sein zwölftes Kind taufen zu lassen. Doch schon der Name Lenin Libero Antonio bringt Don Camillo auf die Palme. Prompt beginnen die Streithähne sich zu prügeln.
Wohl dem, der göttlichen Beistand hat: In der sandfarbenen Kirchendekoration mit Rundbögen und ein paar Stühlen (Ausstattung: Rolf Doerr) hängt ein gewaltiges Kruzifix, von dem herab der Gekreuzigte per Off-Ton Ratschläge gibt ("Linker Haken"). Anders als zunächst angekündigt darf Christus dabei aber nicht hydraulisch den Kopf heben. Technische und künstlerische Unwägbarkeiten, so Plastikerin Doris George, machten den Effekt unmöglich.
Das tut der Autorität des Herrn keinen Abbruch und so ruft er seinen priesterlicher Knecht, den Gernot Endemann als bissig-trockenen Streiter Gottes spielt, immer wieder zur demokratischen und mitmenschlichen Ordnung.
Die Inszenierung von Helmuth Fuschl und Dominik Paetzholdt besitzt zu Beginn szenische Schlankheit und entwickelt dadurch viel Charme. Trotz Kommunistenklamotte wird der Streik der verarmenden Landbevölkerung nicht weggespielt. Verblüfft stellt man fest, wie aktuell Guareschis Fragen zu Bildung, Politik und Armut wieder sind.
Allerdings hält der Abend auch Wermutstropfen bereit. So leidet die Liebesgeschichte zwischen Arbeitersohn (Thorsten Engels als gutmütiger Trottel) und Großgrundbesitzerstochter, weil Julia Eckers mit Quäkton zu nah an der Charge siedelt.
Zudem verlässt sich die Inszenierung gelegentlich zu sehr auf flache Pointenseligkeit. Wenn allerdings Dagmar Hessenland als knorrig-sarkastische Signora Christina kurz vorm Exitus eine Brandrede gegen Gott und die Welt hält, dann ist man wieder versöhnt - genauso wie Don Camillo und Peppone.
2 Stunden 20 Minuten, eine Pause, Auff.: 21., 22. und 24. bis 29. 11., Komödie in der Steinstraße, Telefon 0211-32 51 51.