Kunst Galerist Markus Lüttgen lobt Düsseldorf
Düsseldorf · Nach einer Odyssee durch Köln und Berlin lässt sich der Galerist in der Carlstadt nieder.
Die Düsseldorfer Galerieszene wird auch für Kunsthändler von auswärts zunehmend interessant. Das gilt für Anna Laudel, die mit einem internationalen Programm aus Istanbul an die Mühlenstraße zieht. Sie hat das Haus von Remmert und Barth in der Altstadt gekauft und wird im neuen Jahr renovieren, so dass sie erst im Frühjahr eröffnet. Schon am 25. Januar bittet Markus Lüttgen in seine neue Galerie am Schwanenmarkt 1, die er gerade herrichten lässt. Er ist ein Weitgereister, der sich nun für die Landeshauptstadt entschieden hat.
Lüttgen (Jahrgang 1968) zog schon während des Abiturs nach Düsseldorf und schrieb sich für Kunstgeschichte an der Heinrich-Heine-Universität ein. Dort sammelte er jedoch keine guten Erfahrungen: „Die Ausbildung war klassisch ausgerichtet und eher etwas langweilig.“ Der Student kehrte ihr den Rücken und nahm einen Hilfsjob bei Tanja Grunert in Köln an. Aus dem Anfänger wurde in der Avantgarde-Galerie ein Profi. Sein Rückblick: „Damals erlebte Köln seine wilde Zeit, hatte die Künstler der Mülheimer Freiheit und diverse Blockbuster-Ausstellungen. Was da alles auf dem Kunstmarkt möglich war, erwies sich als spektakulär.“
Ein Gastspiel in der Galerie Hete Hünermann am Ratinger Tor
Dennoch zog es ihn 1992 bis 1995 nach Düsseldorf in die Galerie Hete Hünermann im Ratinger Tor. Bei der Schwester von Gabriele Henkel verkehrte eine handverlesene Kundschaft, aber das Haus war zugleich offen für jedermann. Und abends bei den Vernissagen gab es Feste am Teich hinter der Galerie. Das sei ein lebendiges Zentrum der Düsseldorfer Szene gewesen. Lüttgen kritisiert allerdings den heutigen Zustand, hat doch Markus Lüpertz als Mieter der städtischen Immobilie die Räume einfach an seine Galerie untervermietet. „Heute ist der Ort fast immer mausetot. Das ist jammerschade“, sagt der Heimkehrer.
1996 wurde Lüttgen Galerist und später Galerie-Direktor bei Johnen und Schöttle in Köln. Es verkehrte dort fast alles, was Rang und Namen hatte. Dennoch eröffnete die Galerie eine Dependance in Berlin, und Lüttgen ging an die Spree. Er sagt: „Es war eine tolle Zeit in der Bundeshauptstadt. Die Kunstszene ging wie eine Rakete ab. Viele Rheinländer, Amerikaner und Engländer kamen. Aber nach 2010 setzte die Flaute ein.“ Lüttgen ging zurück nach Köln. Nun, nach Stationen in Köln, Berlin und Düsseldorf, kann er die drei Metropolen nun bestens miteinander vergleichen.
Er sagt: „Die Berliner Szene ist sehr groß, aber die Preise für Wohnung und Atelier sind kaum noch zu bezahlen. Außerdem mangelt es an potenten Sammlern. Die Kölner Kunstszene existiert, aber sie konzentriert sich nicht. In Düsseldorf sind die Künstler viel präsenter. Bei den Vernissagen trifft man etwa 50 Kreative. In Köln hat man sich eingerichtet. Kulturpolitisch gibt es kein Interesse an uns Galeristen. Das ist in Düsseldorf anders.“
Lüttgen lobt die Gesten der Stadtverwaltung
Sein erstes Düsseldorfer Aha-Erlebnis hatte er, als er an der „dc open“ im Herbst teilnehmen wollte, aber noch kein Quartier hatte. Da kontaktierte ihn das Düsseldorfer Amt für Wirtschaftsförderung für den Kulturbereich, fragte nach seinen Wünschen und machte Vorschläge. Auch wenn er letztlich seine neuen Räume selbst fand, freute ihn die Geste.
Sein zweites positives Erlebnis war auf der Art Düsseldorf in den Böhlerwerken: „Oberbürgermeister Thomas Geisel kam an jeden Stand und sprach mit den deutschen wie den internationalen Kollegen.“ Das ist ein himmelweiter Unterschied zu Köln, wo man noch nicht einmal einen Rückkehrer aus Berlin besucht. Düsseldorf aber biete dem Heimkehrer alles, vom Theater über die Museen bis zur Oper und den Galerien. Zum Wohnquartier und Arbeitsraum sagt er: „Die Mieten sind nicht so eskaliert wie in Köln oder Berlin. Ich habe eine tolle Wohnung am Jürgensplatz gefunden. Ich fühle mich richtig wohl. Ich habe aber den Eindruck, dass die Düsseldorfer nicht wissen, was sie an dieser Stadt haben.“
Die Galerie Markus Lüttgen eröffnet am 25. Januar am Schwanenmarkt 1 mit einer Soloschau des Düsseldorfer Künstlers Tristan Wilczek.