Gute Stimmung dank schlechter Laune
Rocko Schamonis neues Buch begeistert die Zuhörer im ausverkauften Zakk.
Düsseldorf. Begeisterung sieht anders aus: Etwas missmutig schlurft Rocko Schamoni zu Beginn seiner Autorenlesung auf die Bühne im Zakk. Schwarzes Hemd, schlank, gegelte Haare. Der Wahl-Hamburger wirkt deutlich jünger als seine 44 Jahre. Am Mittwoch hat er in Bremen gelesen und dabei vier Bier getrunken, obwohl er eine Bierallergie hat.
Eine Wärmflasche und ein Fenchel-Anis-Kümmel-Tee sollen jetzt die Magenschmerzen lindern. „Ich freu mich hier zu sein bei meiner alljährlichen Schicht in Düsseldorf“, sagt er und hat das überwiegend junge Publikum schon auf seiner Seite. Rund 400 Fans sind am Donnerstag dem Ruf des Allround-Künstlers ins ausverkaufte Zakk gefolgt.
Bevor er liest, steckt er sich erstmal eine Zigarette an. Da es eigentlich ein Rauchverbot im Saal gibt, bietet er dem Publikum an, bei Bedarf auf die Bühne zu kommen und einen Zug von seiner Zigarette zu nehmen. Dem kommt zwar kein Zuhörer nach, aber schon vor der ersten gelesenen Zeile ist das Eis gebrochen. Nach einer Viertelstunde rafft sich Schamoni auf und beginnt mit der eigentlichen Lesung.
„Ein Buch über schlechte Laune auf hohem Niveau“, kündigt er seinen neuen Roman „Tag der geschlossenen Tür“ an. Wie im Vorgängerroman „Sternstunden der Bedeutungslosigkeit“ entführt Schamoni seine Zuhörer in die Welt des Michael Sonntag, ein Student mit abgebrochenem Kunststudium aus Hamburg. Michael Sonntag ist nun Ende 30, unglücklich verliebt in die Handyverkäuferin Marion Vossreuther und verbringt seine Tage damit, Krankheiten zu sammeln.
Mit sanfter Stimme und ironisch überbetont liest Schamoni aus seinem Buch vor. Trocken und stakkatohaft folgt Satz auf Satz. Dennoch wird die Lesung nicht langweilig, weil Schamoni über viele Stellen im Buch selber lachen muss. War sein früherer Roman „Dorfpunks“ noch wirklichkeitsnäher, schreibt Schamoni in seinem jüngsten Buch derart groteske Szenen, wie sie sonst eigentlich nur in Büchern von Helge Schneider zu finden sind.
Trotz vermeintlicher Allergie steigt er nach einer halben Stunde von Tee auf Bier um. „Mhm, das riecht nach Weltstadt“, sagt er süffisant. Schamoni wäre nicht Schamoni, wenn er nicht auf der Bühne Kölsch trinken würde, allein um die Düsseldorfer zu ärgern. Den Affront verzeiht ihm sein Publikum aber gerne, denn es wird danach durch die besten Stellen im Buch entschädigt.
Michael Sonntags Hobby ist es, extra schlechte Buchanfänge zu schreiben, diese an Verlage zu schicken und danach die Absagen zu sammeln. Für die Schilderung von so hoffnungslosen Buchprojekten wie „Email für Emil“ bekommt Schamoni die meisten Lacher und Beifall. Er kommentiert den Applaus mit einem ironischen „Vielen Dank, sehr süß von euch.“