Hans Liberg: Gaudi nicht nur für Musikkenner

Hans Liberg nimmt die Klassik liebevoll auf die Schippe.

Düsseldorf. In einer Zugabe zeigt der holländische Pianist und Musikkabarettist Hans Liberg ganz besonders deutlich, wie sehr er die Musik liebt, die er immer wieder persifliert und in den stilistischen Mixer steckt. Er wählt das hymnische Finale aus Igor Strawinskys "Feuervogel" und greift, während die Nordwestdeutsche Philharmonie unter Leitung von Daniel Jakobi das Original spielt, beherzt zur E-Gitarre.

Was orthodoxe Konzertbesucher vielleicht als Sakrilegsverletzung betrachten, erweist sich letztlich als enorme Empathie. Denn gewissermaßen gleicht die Ekstase des E-Gitarren-Rock dem erhabenen Ausnahmezustand, der im "Feuervogel" herrscht, nachdem auf wunderbare Weise der Bann des bösen Zauberers Kastschej gebrochen wurde.

Vorrangig will Liberg aber unterhalten und erheitern. Er tut dies in der Tonhalle auf zwei Ebenen: einer einfachen und einer gehobenen. Man kann Libergs Show auch ohne musikalische Vorkenntnisse amüsant finden. Wer aber die Musikstücke, deren Ruinen Liberg präsentiert, kennt, filtriert aus den Albernheiten den mitunter feinen Humor.

"Klassik hat viel zu viel Information. Das will der Kunde nicht", sagt Liberg mit ironisch überzeichneter Marktforscher-Attitüde und demonstriert, wie leicht sich ganze Klavierkonzerte abkürzen lassen. Bevor irgendjemand den musikalischen Ablauf langatmig finden könnte, klimpert Liberg den launigen Schluss des allseits bekannten "Entertainers" von Scott Joplin hinein. Verblüffend, wie oft das so gerade in den musikalischen Zusammenhang passt - eine klingende Jokerkarte.

Einleuchtend erläutert Liberg auch den Unterschied zwischen dem lustigen Dur und dem traurigen Moll. Der Kinderhit "Hey, Pippi Langstrumpf" steht normalerweise in Dur. Liberg transponiert ihn nach Moll und meint: "Pippi Langstrumpf ist jetzt über 60 Jahre alt und müsste eigentlich schon Pippi Stützstrumpf heißen."

In der Tonhalle herrscht unterdessen heitere Mitmachstimmung. Liberg muss nicht erst groß zum rhythmischen Klatschen aufmuntern, um Klassiker von Haydn, Mozart und Beethoven in Schunkelschlager zu verwandeln. Dabei wird es aber leider ein bisschen langweilig.

Viel anregender sind die kleinen Anspielungen, etwa auf die markentypischen Klingeltöne von Handy-Herstellern und Providern. Schon genial, wie Liberg in Klavierkonzerten von Haydn Motive entdeckt, die der hellen Corporate-Identity-Tonfolge aus den Werbespots zum Verwechseln ähnlich sind.