Der Zero-Künstler und seine Großprojekte Heinz Mack, der Liebling der Mächtigen

Düsseldorf · Der Zero-Künstler machte beim Segelbrunnen das Rennen vor Immendorff und Beuys. Mack hat die Nase vorn, wenn es um Kunst im öffentlichen Raum geht. Drei Großprojekte stammen von ihm.

Wasser, Glas, Edelstahlplatten und einige Scheinwerfen — der kreisförmige Brunnen von Heinz Mack, der zum Landtag gehört, liefert ein besonderes Bild.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Heinz Mack ist in Düsseldorf seit den 1970er Jahren bestens vertreten. Der erste Auftrag galt zwei „Raumkeilen“ aus Granit auf dem Platz vor der heutigen Rentenversicherung Rheinland am Kö-Ende. Bekannter ist der Segelbrunnen an der Berliner Allee, der gerade generalüberholt wird, denn im März feiert Mack seinen 90. Geburtstag. Der schönste Brunnen des Mönchengladbaer Künstlers aber liegt auf der Rückseite des Landtags. Noch versteckter ist die Installation „Helios“ im Flughafen.

Mack ist ein Liebling der Mächtigen aus Politik und Wirtschaft. 1972 bekam er den Zuschlag, um den gewaltigen Baukomplex zwischen Kö, Adersstraße, Luisenstraße und Friedrichstraße durch Kunst zu verschönern. Eine fast unmögliche Aufgabe auf relativ kleiner Fläche im Angesicht von vier hohen Verwaltungstürmen. Architekt war Harald Deilmann, der in Ludwig Poullain, ehemals Direktor der WestLB, schon früh einen einflussreichen Fürsprecher fand. In kurzer Zeit plante Deilmann die Verwaltungszentren der Bank in Münster, Düsseldorf und Dortmund. Der Architekt war allgegenwärtig, saß in der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung und war Mitglied des Landesvorstands NRW und des Bundespräsidiums im Bund Deutscher Architekten.

Macks „Granitkeile“ kommen mit ihren Höhen von maximal sieben Metern kaum gegen die 122 Meter von Düsseldorfs damals höchstem Gebäude an. Der Künstler richtete den tonnenschweren portugiesischen Granit gegen die Gebäude, als wolle er sie stützen. Aus den Bauakten geht hervor, dass Deilmann nachträglich eine „größere Materialstärke“ der Keilplastiken billigte. Außerdem gab es eine Zulage, um die Oberfläche der Steine zu bearbeiten. Die Passanten nehmen allerdings die Keile im Wasser kaum wahr, weil siesich nicht wagen, das Areal zu betreten.

Ganz anders ist es beim Segelbrunnen, dem beliebtesten Brunnen der Stadt an der verkehrsreichen Kreuzung zwischen Berliner Allee und Steinstraße. Den Platz der Deutschen Einheit gab es schon, als der Architekten Stjepan Cadez 1984 bis 1987 für die Landeszentralbank ein Hochhaus mit 26 Etagen baute. Der damals noch unbescholtene Kunstberater Helge Achenbach schlug dem Präsidenten der LZB zunächst die politisch denkenden Künstler Jörg Immendorff und dann Joseph Beuys für die Platzgestaltung vor. Der damalige Oberstadtdirektor Gerd Högener winkte ab, so kam Mack zum Zuge. Er hielt sich in den drei gestaffelten prismatisch geknickten Edelstahlscheiben an die Schrägseile der Rheinbrücken, hatte er doch neun Jahre lang am Kaiser-Friedrich-Ring gewohnt und das Wasser wie die Brücken beobachtet.

Architektonisch wandte Mack einen Pfiff an, um den schweren Brunnen mit den kolossalen Granitquadern des Fundaments nicht plump erscheinen zu lassen, indem er die Anlage aufbockte und ins Wasserbecken stellte. So simuliert der Brunnen trotz 70 Tonnen Gewicht gewisse Leichtigkeit.

Die in der Höhe variierenden Scheiben sind teils matt geschliffen, teils blank poliert. Das sorgt für differenzierte Lichtreflexe. Der Hingucker aber sind die Wasserfontänen, die zwischen dem Edelstahl gleichfalls gestaffelt in die Höhe spritzen. Sobald die Sonne scheint, stehen immer wieder Passanten vor dem Licht- und Wasserspektakel und freuen sich, wie die Strahlen auf das Metall prallen und abprallen. Unbewusst genießen sie das, was Zero immer wollte: Rhythmus, Dynamik, Licht und Bewegung. Das Einzige, was hier noch fehlt, wird im Internet immer wieder angemahnt: Die Stadt solle einige Bänke zwischen den Bäumen aufstellen, denn der Platz hinter dem Brunnen hat keinerlei Aufenthaltsqualität.

Kurz nach der Einweihung des Segelbrunnens am 3. Mai 1988 folgte am 2. Oktober 1988 der Festakt für den ersten Neubau eines Parlamentsgebäudes in der Bundesrepublik direkt am Rhein, mit Macks Landtagsbrunnen. Das erfahrene Düsseldorfer Büro Eller Moser Walter + Partner hatte den Entwurf geliefert, der vom Mittelmaß hiesiger Baukultur weit entfernt ist. Die Architekten wählten Kreis und Kreissegment als Symbole für den neuen Umgang des Parlaments mit den Bürgern. In der Mitte steht der runde Plenarsaal. Um ihn herum gruppieren sich die kreisrunden Sitzungssäle. In weiteren Kreisen sind dazwischen Besucheraufzug, Abgeordneterampe und Ausschusssäle eingesetzt. Gerundet sind Wände und Fensterfronten von Eingangshalle und Wandelhalle. Kunstwerke wie die flache Scheibe von Dani Karavan, die rotierenden Kreise von Günther Uecker und der schräge halbrunde Brunnen von Heinz Mack tragen zum positiven Gesamteindruck bei.

Macks Brunnen ist selbstständig und doch zugleich Teil der Architektur. Das Wasser fließt über einen flachen, halbkreisförmigen Treppenaufgang so unaufgeregt wie der Rhein, der an dieser Stelle in einem weiten Bogen ausschwingt. Eingespannte Glasplatten ermöglichen es dem Betrachter, das transparente Spiel zu beobachten, wie sich das Wasser ins jeweilige untere Becken ergießt und über Pumpen wieder nach oben befördert wird, um erneut wie ein feiner Film ins nachfolgende Becken zu gelangen.

Ein Werk aus Wasser, Glas, Edelstahlplatten und einigen Scheinwerfen, die in die Innenwand eingelassen sind und das Wasser in ein fast magisches Türkis tauchen. Dabei wird die Wasserskulptur zum Lichtobjekt. Von der inneren Beckenwand, die auf der Höhe des Gebäudesockels abschließt, strömt das Nass in die fünf flachen, immer breiter werdenden Stufen nach außen. Der Raum zwischen der Glasfassade der Landtagsbibliothek und der Rheinpromenade war von Anfang an für einen Brunnen vorgesehen. Und so ist denn das eigenständige und eigenwillige Werk des Künstlers in der Architektur bestens aufgehoben.

Übrigens schrieb der Österreicher Fritz Eller mit seinen Grazer Freunden Robert Walter und Erich Moser schon als junger Mann Düsseldorfer Architekturgeschichte, als er ins Büro Hentrich, Petschnigg und Partner (HPP) eintrat und das heutige Dreischeibenhaus entwarf, das Wahrzeichen der Stadt. 1962 übernahm der damals 35-Jährige den Lehrstuhl für Hoch- und Industriebauten an der RWTH Aachen. Die Düsseldorfer Christoph Ingenhoven und Karl-Heinz Petzinka sind seine Schüler.