Ausstellung Helmut Dorner stellt seine Sommerbilder aus
Düssledorf · „Ein Sommer wie ein Tag“ nennt der Meisterschüler von Gerhard Richter seine neue Schau.
Helmut Dorner, Meisterschüler von Gerhard Richter, seit 1988 Professor für Malerei in Karlsruhe, erhielt 1990 seine erste Museumsausstellung im Krefelder Haus Lange. Das ist lange her. 1992 nahm er an der Documenta IX in Kassel teil. 2006 tourte seine Retrospektive durch Winterthur, Bottrop und Saarbrücken. Nun präsentiert er bei Kadel und Willborn an der Birkenstraße eine sehr schöne Einzelausstellung. Es ist gleichsam eine Heimkehr, denn sein ehemaliges Atelier in Düsseldorf lag nur einen Katzensprung von der jetzigen Galerie entfernt. „Ein Sommer wie ein Tag“ nennt er die Schau in Erinnerung an die wunderbaren Sonnentage des letzten Jahres, die für ihn ein Lebenselexier waren und zu einer großen Produktion führten.
„Es gibt Momente im Leben, wo die Zeit zeitlos zu sein scheint. Die Zeitlosigkeit ist möglicherweise immer da, aber durch die Aktivität merkt man das gar nicht.“ So sagt er im Gespräch, während er über den letzten Sommer schwärmt, der so viel Energie in ihm freigesetzt hat. „Sommertag mit Badenden“ nennt er eine Dreierkomposition gleich im Eingang. Man spürt die Badenixen, die Formen im Großformat erinnern an einen gespreizten weiblichen Körper, der möglicherweise im Begriff ist, ins Wasser zu springen. Der normalerweise extrem zurückhaltende Künstler greift die Idee sofort auf, aber macht dann einen Rückzieher: „Die Bilder fördern die Imagination, aber die Imagination ist die private Konstruktion. Mir geht es um das Farbverhältnis und die Flächendynamik.“
„Liegendes Grasland“ ist ein kapitales Bild. Der grüne Farbköper erinnert an eine abstrakte Landschaft im Himmelblau. Beide Farben strahlen. Das Grün assoziiert eine Körperform mit weiblichen Zügen, die in die Waagerechte gekippt ist. Und selbst der Mond im Dreierbild des Eingangs ist ein schmales Hochformat mit einer Sichel samt Busen als Ausbuchtung.
Es ist keine spontane Malerei, die hier gezeigt wird, denn das Tempo verlangsamt sich in der Ölfarbe. Die eine Farbe muss trocken sein, wenn die nächste gesetzt wird. Dennoch wirken die Bilder freier als zuvor. Sie besitzen eine innere Strahlkraft. Die Auseinandersetzung von Figur und Grund ist geblieben, des Künstlers Freude am Leben ist hinzugekommen. Wenn man älter ist, müsse man das betonen, sagt der 66-Jährige.
Er arbeitet neuerdings auf Bildträgern, die wie Paletten aufgebaut sind. Die Hölzer sind Farbträger, die er oftmals übermalt. Aber an den Seiten sind sie offen, so dass man die Konstruktion sieht, die er selbst konzipiert hat und ausführen ließ. Nichts ist kaschiert. Die teils mehrteiligen Werke scheinen vor der Wand zu schweben. Und der Betrachter freut sich, weil er gleichsam hinter das nicht kaschierte Bild wie in sein Inneres gucken kann. Und der Künstler theoretisiert: „Ich habe den Grund, und ich frage mich, wohin geht es. Hier ist alles sehr offen.“
Beim frontalen Blick auf die Kunst sieht man die Farbkompositionen, die Vision einer Landschaft oder eines Körpers. Beim Blick auf die Seiten hat man das Handwerkliche, die „Desillusionierung“, wie er es nennt. „Es ist beides. Es ist, als ob ich den Schalter umlege“, erklärt er. Es gibt in der Schau aber auch Leinwandbilder, und er vergleicht: „Die Leinwand hat mehr Membran, das Holz ist eher ein Gegenstand, ein Bildobjekt.“ Und er fügt er hinzu: „Ich wollte keine geschlossenen Körper machen, sondern die Leichtigkeit der Farbe beibehalten.“
Diese Bilder spiegeln die langjährige Farberfahrung des Künstlers. Er handhabt souverän sein ästhetisches Farb- und Formenvokabular. Mal spart er einen Teil der Fläche aus, mal wechselt er die Perspektive. Oder er präpariert statt einer Form gleichsam ihr Negativ im Raum. Oft ist es so, dass die Tafel wie ein Ausschnitt eines ungleich größeren Zusammenhangs wirkt. Und der Betrachter beginnt damit, die Bilder über den Bildrand hinaus weiter wirken zu lassen.
Dorner liebt das monochrome Altrosa, das Champagnerweiß, das Taubenblau, das Maigrün oder den gebrochenen Orange-Ton. Aber es ist keine konzeptuelle und keine gestische Malerei. Was er damit will, erklärt er in seinem kleinsten Format, „Rot Pink Braun“. Es besteht aus wenig mehr als drei übereinander gelegten Rots, einem Hellrot, Erdbeerrosa und Braunrot. Er sagt: „Ich will, dass das Rot so frisch wie möglich ist. Aber es muss auch eine Farbtiefe haben. Und es muss eine gute Stimmung erzeugen.“ Entstanden ist ein glückliches Bild. Sein Ziel definiert er so: „Ich suche die größtmögliche Einfachheit und Leichtigkeit, ohne Überflüssigkeiten und ohne Inhaltsfledderei.“
Galerie Kadel Willborn, Birkenstraße 3, Bis 2. März. Öffnung: Mi – Fr 13 – 18 Uhr, Sa 11 – 16 Uhr