Ingrid Steeger rächt sich am Kurschatten
Die Kultschauspielerin der 70er Jahre steht im Theater an der Kö auf der Bühne. Die WZ hat sie getroffen und mit ihr über Krisen und Wiederauferstehung gesprochen.
Düsseldorf. In den 70ern war sie Kult. Denn in „Klimbim“ mimte Ingrid Steeger (heute 67) das blonde Dummchen und mauserte sich zur Vorreiterin der Fernseh-Comedy. Doch nach einer steilen Karriere stürzte sie jäh ab, litt jahrelang unter Depressionen, bezog vier Monate Hartz IV.
Dann zog sie sich an ihrem blondierten Schopf aus dem Tief heraus. Seit 2010 ist sie wieder da, schrieb ihre Biografie „Und find es wunderbar“ und steht wieder auf der Boulevard-Bühne. Ab Freitag spielt die Frau, die sich vor der Kamera sofort in Positur bringt, in „Der Kurschattenmann“ von René Heinersdorff, im Theater an der Kö. Unter ihren Mitspielern: Prominente wie Simone Rethel und Volker Brandt.
Frau Steeger, suchen Sie einen Kurschatten?
Ingrid Steeger: Um Gottes Willen. Ich und mein Hund Elisa Doolittle, wir sind unzertrennlich und glückliche Singles.
Begleitet Sie Ihr Yorkshire-Terrier auch bei Theatervorstellungen?
Steeger: Ja, Elisa wartet brav in meiner Garderobe.
Sie gelten als „Stehaufmännchen“.
Steeger: Kein Wunder, nach dem, was ich durchlebt habe. Sogar mir unbekannte Menschen kommen auf der Straße auf mich zu, umarmen mich fest, freuen sich und gratulieren zu meiner Wiederauferstehung. Besonders im Rheinland sprechen sie mich an.
Wie haben Sie es geschafft, aus Ihrem Tief herauszukommen?
Steeger: Es begann mit Depressionen. Da war mir plötzlich alles egal. Dann kam eine Bekannte, ordnete meine Papiere. Da habe ich kapiert: Entweder ich bleib’ am Boden liegen, oder ich stehe auf.
Und Sie standen auf?
Steeger: Ja. 2010, nach meinem Fernseh-Auftritt in Sandra Maischbergers Talkshow ging’s bergauf. Mein früherer Kollege, heute ein einflussreicher Theater-Betreiber, Knut Scharkinnes, gab mir 2011 die erste Rolle in einer Komödie. Seitdem kommen wieder Angebote.
Und René Heinersdorff?
Steeger: Er war der dritte, der mir vertraute. Mit ihm spielte ich die Edith in „Der Kurschattenmann“, Ende 2012 bis Anfang 2013 in Köln. In derselben Rolle trete ich jetzt im Theater an der Kö an. In 15 Jahren ist das mein drittes Düsseldorf-Gastspiel. Daher habe ich einige Freunde hier.
Im September kam Ihre Biografie heraus. Haben Sie sie selbst geschrieben?
Steeger: Ja, 95 Prozent des Textes habe ich verfasst. Das war für mich ein schmerzhaftes Abenteuer, fast eine Therapie.
Warum?
Steeger: Weil ich meine Lebensphasen und Partnerschaften Revue passieren lasse. Beim Schreiben verstand ich, dass ich früher unselbständig war und meist sehr dominante Männer meine Nähe suchten. Sie haben mich beherrscht, nicht selten finanziell ausgebeutet und versucht, mich klein zu halten.
Auch Michael Pfleghar (gestorben 2006), mit dem Sie „Klimbim“ produzierten?
Steeger: Ja, er hat mich gemacht. Das glaubte er zumindest. Und hat mich als Schauspielerin abhängig gemacht. Doch dann musste ich mich von ihm trennen, weil er drogenabhängig wurde.
Warum waren Sie so unselbständig?
Steeger: Ich hatte einen aggressiv dominanten Vater. Und als Preußin war ich einfach daran gewohnt, zu gehorchen, mich unterzuordnen. Das passiert mir heute nicht mehr. Jetzt passe ich auf mich auf.
Worum geht es im „Kurschattenman“?
Steeger: Vier Frauen werden umgarnt von einem Heiratsschwindler, fallen auf ihn herein, kommen ihm auf die Schliche und rächen sich an ihm. Das alles ist komisch verpackt.