Kabarett: Heinrich Pachl - Geld ist ein hysterisches Bambi
Heinrich Pachl sorgte mit seinem Programm „Die Spur der Scheine“ im Kom(m)ödchen für Lacher.
Düsseldorf. Wer verstehen will, wie Heinrich Pachl tickt, muss sich nur an seinen Buchtipp halten: "Mehr Kapitalismus wagen" von CDU-Politiker Friedrich Merz. "Kaufen Sie das noch heute und verschenken es an jemanden, den Sie richtig hassen."
Im Pachlschen Wörterbuch steht die FDP für "Friede den Palästen", Angela Merkel hat das "Latschige" ihres Ziehvaters Helmut Kohl perfektioniert und repräsentiert heute, in der Krise, die "Anmutung des bereits Ausgesessenen" und das "Münte" ist ein Virus, bei dem der Infizierte "Mutzustände ohne Anlass" bekommt. Dann soll es tatsächlich auch noch Leute geben, die Josef Ackermann nicht für einen Wirtschaftskriminellen halten. Pachl ist unzufrieden, und das ließ er seine vielen Zuhörer gestern und vorgestern im Kom(m)ödchen auch spüren.
Ein gewisser Fatalismus beherrscht dabei seine Reden. Die Frage sei nicht, ob wir, die Bürger, verarscht werden, sondern wie wir damit zurechtkommen. Ein "Gut, dass wir darüber gesprochen haben" steht am Ende der - freilich ergebnislosen - Diskussionen zwischen uns und denen, die die Fäden in der Hand haben. Am Stärksten ist Pachl im Beschreiben der Zustände, weniger in ihrer Bewertung.
Er entwirft Bilder: Vom Geld, das bei ihm nicht mehr das scheue Reh ist. "Das Reh ist nachts über die Grenze nach Liechtenstein gehüpft, und dort wird es zum hysterischen Bambi, zum Killerkitz." Das System der Banken erklärt er dann so: "Leute, die viel Geld haben und das nicht brauchen, geben es der Bank. Die gibt es Leuten, die kein Geld haben, es aber brauchen.
Später bekommen die Leute, die Geld haben und es nicht brauchen, von der Bank das Geld dann mit Zinsen zurück, wodurch sie noch mehr Geld haben, das sie nicht brauchen, und sich fragen, ob sie die, die das Geld brauchen, überhaupt noch brauchen."
Das ist nicht nur ein gelungenes Spiel mit Sprache, sondern auch eine Pointe zum richtigen Zeitpunkt. Den trifft Pachl allerdings nicht immer. Manchmal erinnert er an einen Onkel, der auf der Familienfeier einen Witz erzählen möchte, diesen aber so lange ausbaut, bis er nicht mehr zur Pointe kommt. Wenn Pachl den Faden für eine Anekdote zur Seite legt, passt es. Ab und an verliert er ihn aber leider.
Lange hat sich Pachl im Griff, zieht gekonnt über die Politik her, mit Sprüchen, die so böse gar nicht sind. Doch dann bricht das aus ihm heraus, wofür er schon mal als geschmacklos bezeichnet wird: seine Derbheit. Als er beschreibt, wie George W. Bush der Kanzlerin einst beim Gipfeltreffen in den Nacken griff, "hat die Merkel ganz geil aufgequiekt".
Und wenn sich wieder ein Politiker über die schlechte Moral im Land aufregt, verweist Pachl bissig auf die "Bimbos in Bangladesch, die den Kopf auch nicht hängen lassen. Die haben da gerade Hochwasser." Heinrich Pachl gestikuliert dann wild, arbeitet mit seltsamen Geräuschen und ist ganz bei sich. Lauter Applaus.