Theater-Uraufführung: Wie werde ich Moslem?
Das junge Schauspielhaus feiert überzeugend eine Begegnung der Kulturen.
Düsseldorf. "Alle coolen Typen sind Moslems", findet Axel und will auch einer sein. Denn die muslimischen Jungs tanzen HipHop, tragen goldene Ketten um den Hals und fahren mit alten Autos herum. Seine Schwester darf mitfahren, er aber nicht: nur Moslems oder deutsche Mädchen sind zugelassen. So der Bescheid, der im Jungen Schauspielhaus mit lautem Jubel und Lachen quittiert wird.
Vom dänischen Film "Nenn mich einfach Axel" war der Leiter des Jungen Schauspielhauses, Stefan Fischer-Fels, so begeistert, dass er ihn unbedingt auf die Bühne bringen wollte. Boris Pfeiffer hat nun für Düsseldorf das Drehbuch von Bo hr. Hansen dramatisiert.
Das Stück ist ein Glücksfall, denn hier sehen türkisch- oder arabischstämmige Jugendliche ihre Kultur nicht nur als Problem dargestellt, sondern mit Neugier und sogar mit etwas Neid. Es knisterte förmlich bei der Uraufführung, die René Schubert mit viel Schwung inszeniert hat, unterstützt vom Choreographen Takao Baba und fünf jungen Hip-Hoppern.
Axel hat guten Grund, jemand anders sein zu wollen. Sein Vater ist Alkoholiker und entsprechend unzuverlässig. Bastian Sierich verkörpert glaubhaft die Not des Jungen, der vor den anderen nicht zugeben will, dass dieser komische Penner vor der Schule sein Vater ist.
Ganz anders ist da der türkische Papa Alkan, der sich intensiv um seine Kinder kümmert, er spielt mit der Jüngsten am Computer und verhängt über die Älteren Hausarrest, wenn er sie von den Versuchungen der westlichen Welt bedroht sieht.
Natürlich sind die Kontraste in diesem Stück nicht frei von Klischees, auch die Bekehrung des Alkoholikerpapas (Alexander Steindorf) ist zu schön, um wahr zu sein, aber das Stück ist eben auch ein modernes Märchen.
Alles wird gut: Fatima (Tina Amon Amonsen) kann sich rechtzeitig zum Show-Contest in den Jugendclub davonschleichen und gewinnt mit einem Liebeslied den Wettbewerb. Da freut sich Papa (Stefan Fischer-Fels selbst, der auch den Imam spielt) dann einfach mit, ebenso wie Bruder Ali (Adil Basaran) und Axels Schwester Mia (Sina Ebell).
Am Ende sieht Axel ein, dass die Lösung der Probleme nicht im Wechsel der Religion liegt. Man kann Einiges lernen in der Aufführung, die mit großer Leichtigkeit und Humor besticht.