„Mach dich nicht zum Clown“
Im FFT zeigten der afrikanische Tänzer Gotta Depri und die Choreografin Gudrun Lange einen spannenden Dialog der Kulturen.
Düsseldorf. "Du tust mir weh", erklärt Gotta Depri, seine Arme verschränken sich in leidender Geste vor dem Körper. Jede Körperhaltung, jeder Schritt bedeuten etwas im afrikanischen Tanz. Depri erklärt seine Bewegungen auf Englisch, die Düsseldorfer Tänzerin Gudrun Lange übersetzt ins Deutsche und tanzt sie nach. Später wird sie ihm europäische und amerikanische Tanztechniken erklären.
Die Regisseurin Monika Gintersdorfer und der Künstler Knut Klaßen haben das Konzept für diese Begegnung unter dem Titel "Logobi 02" ersonnen, in den Kammerspielen des Forums Freies Theater (FFT) trafen Lange und Depri jetzt aufeinander.
Depri ist mit André Hellers Show "Afrika! Afrika!" nach Europa gekommen. Muss er dort das Interesse eines Publikums bedienen, das sich nur für den folkloristischen Aspekt vorgeblich traditionellen afrikanischen Tanzes interessiert, kann er in "Logobi 02" mehr zeigen. In schlichter Straßenkleidung und barfuß macht er im Laufe des Abends deutlich: Einerseits ist afrikanischer Tanz nicht abstrakt wie der westlich geprägte Tanz, sondern vermittelt mit klar definierter Körpersprache Stimmungen und Haltungen. Andererseits sollte man diese Direktheit nicht mit Ursprünglichkeit verwechseln.
Depri hat europäische Tanztechniken kennen gelernt und beklagt sich über deren Formstrenge und ihren Hang zur Repetition. Dem hat Lange durchaus etwas entgegenzusetzen. Hatte Depri sie vorher beim Stampfen auf der Stelle in Atemnot gebracht, so zeigt Gudrun Lange Depri mit pädagogischer Unnachgiebigkeit bei Ballett-Drehungen und einfachen Sprüngen, worauf es hier ankommt. Man muss die Wirbelsäule gestreckt halten, man lächelt nicht einfach das Publikum an: "Mach dich nicht zum Clown."
Auch der klassische oder zeitgenössische Tanz verlangt Energie in der Ausführung, auch wenn Depri die Musik dazu - damit hat er einen Lacher sicher - sterbenslangweilig findet. Die Choreografin verblüfft ihn hingegen mit einer Sequenz, in der sie mit heftigen Beckenbewegungen Ausdrucksstärke zu demonstrieren scheint. "Ist das eine Bewegung von dir", fragt er interessiert. "Aber nein", erklärt ihm Gudrun Lange, "das ist nur ein Zitat." Für eine eigene Performance hatte sie sich die sehr kurze Bewegung einer Tänzerin aus einem Hip-Hop-Video angeeignet und diese dann durch die ständige Widerholung ironisch gebrochen. Was direkt scheint, muss nicht direkt gemeint sein, lernt hier Gotta Depri.
Und auch das Publikum lernt eine Menge bei dem Dialog der beiden Akteure. Am Ende weiß man mehr über die Traditionen, auf denen die Tänzer aufbauen, und wird vielleicht in Zukunft weniger auf Klischees hereinfallen.