Arabella Steinbacher in der Tonhalle: Der zarte Zauber der Reinheit
Konzert: Die Geigerin Arabella Steinbacher betört in der Tonhalle.
Düsseldorf. Selbstverständlich war es nicht, dass die junge Geigerin Arabella Steinbacher beim Sonntagnachmittagskonzert in der Tonhalle auftrat. Denn wenige Tage zuvor hatte sich in ihrer Familie ein Trauerfall ereignet. Plötzlich und unerwartet starb der Vater.
Doch die 27-jährige Musikerin sagte nicht ab, sondern widmete die Aufführung des 3. Violinkonzerts von Wolfgang Amadeus Mozart dem Andenken ihres Vaters. Und das hatte seine besondere Bewandtnis. Denn als Achtjährige hatte sie das Konzert bereits mit ihrem Vater am Klavier einstudiert.
Emotionen stecken in Mozarts G-Dur-Konzert, vor allem im langsamen Mittelsatz. Arabella Steinbacher spielt alles vollkommen klar und rein. Das entfaltet seinen besonderen Zauber. Die Geigerin führt ihren Bogen zart und gefühlvoll und vermied dabei jede Form von sentimentaler Süßlichkeit.
Steinbacher spielt auf ihrer Violine "Booth" (Cremona, 1716) von Antonio Stradivari auffallend schlicht und schnörkellos, aber mit feinem Schmelz. Die Kantilenen im ersten Satz wirken filigran und besitzen dennoch einen farbenreichen Klang.
Dank privater Fördergelder konnte nicht nur die Solistin Steinbacher engagiert werden: Eines der profiliertesten deutschen Orchester, die Kammerphilharmonie Bremen, beteiligte sich am "Sonnenwind"- so heißen die sonntäglichen Nachmittage in der Tonhalle. Mit Herbert Blomstedt stand ein Vertreter der alten Dirigentengarde am Pult des jungen Kammerorchesters.
Das Zusammentreffen von jugendlichem Elan und musikalischer Reife ergab einen temperamentvollen und durchdachten Mozart. Bereits die frühe C-Dur-Symphonie KV 338 gefiel mit musikalischem Witz und Charme. Blomstedt windet nicht so schnittig durch die Partitur wie sein anderthalb Generationen jüngerer Kollege Daniel Harding.
Er lässt den Takten Luft zum Atmen, wodurch das Werk umso schöner gedeiht. Zum Höhepunkt wurde Mozarts letzte, auch in C-Dur notierte Symphonie mit dem Beinamen "Jupiter" gespielt. Starker, langer Beifall in der gut besuchten Tonhalle.