Lesung mit Koen Peeters Eine Reise in den Kongo der 50er

Düsseldorf · Der belgische Autor Koen Peeters las im Literaturbüro NRW – der Auftakt zu einer Reihe von Lesungen und Gesprächen.

Koen Peeters las im Literaturbüro NRW.

Foto: Radio 1

(cc) Der „Literarische Sommer“ trotzte dem Regen. Bei der Düsseldorfer Auftaktveranstaltung des Deutsch-Niederländischen Literaturfestivals hatte man angesichts bedrohlicher Wetterprognosen kaum mit Besuchern gerechnet. Dennoch kamen welche, und die hatten das Vergnügen, im Literaturbüro NRW auf den belgischen Schriftsteller Koen Peeters zu treffen. Im Roman „Der Menschenheiler“ erzählt er von der Reise zweier Männer in den Kongo in den 50ern, als das Land sich vom Kolonialismus befreite. Die spannende Geschichte kommt ohne Klischees daher und beruht auf eigenen Erfahrungen.

„Der Kongo mal nicht als Herz der Finsternis“, schrieb ein Rezensent und stellte das gerade erst auf Deutsch erschienene Buch gleich in eine Reihe mit Joseph Conrads berühmter Erzählung von 1899. Tatsächlich geht es bei Peeters nicht nur um Afrika. Zu Beginn zeichnet er ein Bild Westflanderns, jener als Westhoek bekannten Region nahe der französischen Grenze, wo zwischen den Äckern die Gräber von 500 000 Weltkriegssoldaten liegen. „Bis heute stoßen die Bauern beinahe täglich auf Granathülsen, aber man spricht nicht darüber“, erzählte der Autor bei seiner Lesung: „Aber über allem weht ein Geist, bestehend aus den Überresten von toten Körpern.“ Dort wächst in der Nachkriegszeit Remi auf, ein Bauernjunge mit Fernweh. Um in sein Sehnsuchtsland Kongo zu gelangen, tritt er in einen christlichen Orden ein.

In einem zweiten, gegenwärtigen Erzählstrang ist es der Student Remis, der als Student der Ethnologie im Kongo seine Forschungen betreibt. Man lernt daher das afrikanische Land in zwei Epochen kennen, beide voller Hoffnungen und mit viel Aufbruchstimmung. Es finden sich Anklänge an John Hustons Filmdrama „African Queen“ von 1951: Hier wie dort geht es um die Suche zweier Menschen nach sich selbst.

Das Literaturfestival findet zum 22. Mal statt und präsentiert auch aktuell wieder Lesungen und Gespräche in 20 deutschen, niederländischen und flämischen Städten.