Sönke Wortmann Komödie „Willkommen“: Ein Stück am Puls der Zeit

Sönke Wortmann bringt im Central die Komödie „Willkommen“ auf die Bühne. Darin verhandelt eine WG Flüchtlings-Fragen.

Der Regisseur Sönke Wortmann hat eine Komödie inszeniert. Samstag hat das Stück „Willkommen“ Uraufführung im Central.

Foto: Georg Wendt

Düsseldorf. Der Düsseldorfer Regisseur Sönke Wortmann ist ein großer Fan des Schauspielhauses der Stadt. Acht Produktionen habe er in dieser Spielzeit gesehen, bekennt er, siebeneinhalb fand er toll. Samstag hat seine eigene Inszenierung des Stückes „Willkommen“ Uraufführung im Central — eine Komödie über eine Düsseldorfer Wohngemeinschaft, die bei der Frage, ob sie Flüchtlinge aufnehmen will, an Grenzen stößt.

Herr Wortmann, nach „Frau Müller muss weg“ inszenieren Sie wieder einen Text von Lutz Hübner. Was schätzen Sie an ihm?

Sönke Wortmann: Die Stücke von Lutz Hübner und Sarah Nemitz, die arbeiten ja immer zusammen, sind am Puls der Zeit. Die schreiben so tolle Dialoge, wie ich das selten sehe — am ehesten vielleicht bei Yasmina Reza.

Was hat Sie bewogen, die Regie zu übernehmen?

Wortmann: Das Thema natürlich. Aber auch das Schauspielhaus selbst mit seiner neuen Leitung. Es hat ganz toll angefangen und nach dieser sehr langen Durststrecke bin ich froh und ein bisschen stolz, dass ich ein Teil des Neuanfangs sein darf. Das war mir wichtig bei der Zusage.

Es geht um die dünne Schicht bürgerlicher Kultiviertheit, die in den eigenen vier Wänden und der Frage, ob man mit Flüchtlingen leben möchte, aufbricht.

Wortmann: Die Willkommenskultur in Deutschland ist ja immer noch vergleichsweise groß. Es ist inzwischen einiges passiert, so dass man auch Verständnis haben muss für Leute, die nicht mehr so dabei sind. Deswegen will ich dem Land kein Unrecht tun. Die Geschichte spielt in einer WG, weil das ein schöner Schnitt ist durch die unterschiedlichen Auffassungen in der Gesellschaft. Das kann in einer WG viel besser verhandelt werden als etwa in einer Familie — in der hat der Vater ja immer recht.

Was bietet die Form der Komödie bei diesem Thema?

Wortmann: Durch die Komödie und das Lachen beim Zuschauen — was hoffentlich auch passieren wird — setzt eine Befreiung ein und ein Erkenntnisprozess, bei dem man über die eigene Einstellung vielleicht noch mal nachdenkt.

„Frau Müller muss weg“ haben Sie erst für die Bühne inszeniert und dann fürs Kino. Planen Sie das auch für „Willkommen“?

Wortmann: Das kann immer sein. Mir gefallen das Stück, die Dialoge und das Thema gut. Ich weiß es noch nicht. Es ist immer auch eine Frage, wie das jetzt angenommen wird. „Frau Müller muss weg“ war in vielen Städten als Theaterstück ein großer Erfolg. Das ist ein Zeichen, dass die Leute so etwas haben wollen. Das finde ich immer wichtig, wenn man einen Film macht.

Wie wägen Sie ab, ob Sie einen Stoff für die Bühne oder als Film realisieren?

Wortmann: Ich hatte noch kein Bühnenstück, bei dem ich dachte, ich mache erstmal einen Film. Wobei immer mehr Filme auch zu Bühnenstücken werden. „Kebap Connection“ etwa habe ich in Berlin gesehen, das ist ein Film von Fatih Akin. Es ist ja auch immer eine Frage des Timings, die Vorläufe sind lang. Ich habe vor einem Jahr zugesagt, dieses Stück jetzt hier zu inszenieren.

„Willkommen bei den Hartmanns“ war im Kino ein großer Erfolg. Was hat die Menschen gelockt, das Thema Flüchtlinge oder eine Komödie mit Schauspielern wie Senta Berger, Heiner Lauterbach und Elyas M’Barek?

Wortmann: Ich glaube, es ist das Thema. Den Film habe ich nicht gesehen, aber der kann nicht schlecht sein, wenn er über drei Millionen Zuschauer hat. Das passiert relativ selten.

Diese Komödien balancieren auf einem schmalen Grat, Klischees zu zeigen, zu brechen oder zu reproduzieren. Haben Sie damit zu kämpfen?

Wortmann: Das ist immer Geschmackssache. Ich bin sehr skeptisch, was Klischees angeht. Da ist manches witzig, und man kann es witzig spielen. Dann ist man im Klischee. Oder man spielt eine lustige Situation nicht lustig und verlässt sich auf die Dialoge. Ganz ohne Klischees kommt man in der Komödie nicht aus, aber es braucht eine souveräne Sicht auf das Ganze.

Was wünschen Sie dem Haus als Regisseur und als Düsseldorfer?

Wortmann: Ich habe acht Produktionen gesehen, davon haben mir siebeneinhalb gut gefallen. Das liegt an der Führung dieses Theaters. Bei den Schauspielern bin ich wirklich immer kritisch und empfindlich, die finde ich aber richtig gut. Als Regisseur und als Düsseldorfer wünsche ich mir, dass es so weiter geht. Dass es volle Häuser gibt und 2018 den Umzug zurück ins Theater.

Hat Sie die emotionale Diskussion ums Schauspielhaus in der Stadt überrascht?

Wortmann: Nein, das hat mich nicht überrascht. Dafür ist das Haus zu traditionell, es ist ja auch ein Staatstheater. Mir war klar, dass es Widerstand geben würde, bei so einem Juwel.