Konzert in der Tonhalle: Finale mit Happy-End
Dies ist die letzte Spielzeit von Andrey Boreyko in Düsseldorf. Dabei haben Orchester und Chef gerade erst zueinander gefunden.
Düsseldorf. Der Weg war steinig. Während der ersten und zweiten Konzertsaison der Düsseldorfer Symphoniker unter der Leitung des damals neuen Generalmusikdirektors (GMD) Andrey Boreyko glaubte man nicht, dass Dirigent und Orchester musikalisch und mental je zueinander finden würden. Die Konzerte wirkten wenig mitreißend, emotional unterkühlt, und das Programm bestand oft aus exotischem Repertoire, das nur wenig Lust auf mehr machte.
Boreyko dirigierte zwar sichtbar differenziert, das Orchester jedoch zog nicht richtig mit. Wie die WZ berichtete, kamen nicht alle Mitglieder der Symphoniker gut mit dem GMD zurecht. Und dann kündigte Boreyko auch noch an, seinen Vertrag nicht verlängern zu wollen. Was er auch realisierte: Nach der Saison 2013/2014 geht er als Musikdirektor zum Belgischen Nationalorchester in Brüssel.
Seine Amtszeit in Düsseldorf erwies sich dennoch nicht als verloren. Denn in der vergangenen Konzertsaison 2012/2013 machten Dirigent und Orchester einen ungleich harmonischeren Eindruck. Besonders eindrucksvoll gelang eine Aufführung der Vierten Symphonie Anton Bruckners, ein Werk, für dessen Aufführung Boreyko das Orchester erst besser kennen wollte.
Auch ein Abend mit Musik Richard Wagners gelang famos. Das Verhältnis zwischen Boreyko und den Symphonikern wirkt inzwischen wie das eines geschiedenen Ehepaars, das nach dem offiziellen Trennungsstrich wieder Freundschaft schließen kann, als sei jetzt ein Bann gebrochen.
Boreyko allerdings teilt diesen Eindruck nur teilweise: Dass die Zusammenarbeit jetzt so gut funktioniere, habe nichts damit zu tun, dass man künftig getrennte Wege gehe und daher nun befreiter miteinander arbeite. Er sieht die Ursache woanders, nämlich in der allmählichen künstlerischen Annäherung beider Seiten über einen langen Zeitraum. Boreyko: „Zum Ende meiner ersten Spielzeit als GMD wurde ich missverstanden, als ich sagte, ich bräuchte mehr Zeit mit dem Orchester, um eine Symphonie von Gustav Mahler zu machen“, sagt Boreyko.
„Ich meinte damit, dass für Mahler — aber auch für Bruckner — eine vollkommene Symbiose zwischen dem Dirigenten und dem Orchester entstehen muss.“ Er habe nicht etwa die Musiker kritisieren wollen. „Wir mussten uns erst besser kennenlernen, um auf einem intuitiven Niveau — also ohne Worte — miteinander zu kommunizieren.“
Und genau das scheint jetzt alles möglich. Die vierte Spielzeit ist, und das sieht auch Boreyko so, eine Art Test gewesen für den Reifegrad der gemeinsamen musikalischen Arbeit. „Und dieser Test ist gelungen“, sagt Boreyko. „Ab jetzt fühle ich mich in der Lage, mit den Düsseldorfer Symphonikern alles aufzuführen, was wir wollen.“ Darum kommen in der nächsten Spielzeit äußerst anspruchsvolle Werke in das Programm wie etwa Bruckners „Siebte“, Mahlers „Erste“, und Schostakowitschs „Vierte“.
Hätte er angesichts dieser Entwicklung den Vertrag am Ende vielleicht doch verlängert? Boreyko antwortet ausweichend: „Ich war und bin überzeugt, dass die Düsseldorfer Symphoniker ein sehr gutes Orchester sind. Und ich freue mich wirklich sehr, dass ich mich nicht geirrt habe.“