Senioren und der Kulturbesuch Kultur im Alter — für viele ein Angang
Senioren fällt das Ausgehen am Abend oft schwer. Auch weil Tonhalle, Oper und Theater ihnen keine idealen Bedingungen bieten. Ein Beispiel.
Düsseldorf. Riesen-Applaus: Aus dem Häuschen war das Publikum in der Tonhalle am vergangenen Sonntag nach der „Siebten“ von Mahler. Auch Irmgard Meißner war begeistert. Wenn nur jetzt nicht der beschwerliche Weg nach Hause wäre. Die 85-Jährige ist nicht mehr so gut zu Fuß unterwegs — und die Tonhalle ist ein alles andere als senioren- und behindertengerechter Konzertsaal. Dabei macht die Altersgruppe 70 plus ganz unübersehbar das Gros des Publikums aus.
Die Beschwernisse fangen draußen bei den Parkplätzen an. Fast alle liegen unten am Rheinufer, zur Tonhalle kommt man von da nur durch einen Tunnel: Treppen runter, Treppen rauf. Drinnen im Kuppelsaal türmen sich dutzende Stufen vor den Musikfreuden auf, wenn die ins Parkett oder gar hoch in den Rang möchten. Immerhin gibt es zwei Aufzüge, einer fährt sogar direkt in den großen Saal. „Dennoch ist es ein Angang, in die Tonhalle zu gehen“, sagt Meißner, die gerne öfter Konzerte hören würde. Doch ohne Begleitung, zumal abends, traut sie sich das nicht mehr zu.
Tonhallen-Intendant Michael Becker hat die Sorgen seines älteren Publikums durchaus auf dem Schirm, wie er sagt: „Generell hat dieser Bau natürlich bauliche Beschränkungen, da können Sie nicht einfach mehr Aufzüge oder Rampen reinbauen.“ Einiges habe man aber schon getan: „Es gibt zehn Behindertenparkplätze direkt am Haupteingang, wir bieten Helfer vor Ort an und im Saal haben wir zusätzliche Stangen zum Festhalten montiert.“ Andererseits gibt es in der Pause im unteren Wandelgang kaum gute Sitzgelegenheiten, die Sitze in der Rotunde zum Beispiel sind so tief, dass man daraus nur schwer wieder hochkommt. Becker verweist da auf rund 40 besser geeignete Sessel in der Lounge im Mittelgang.
Auch in der Oper macht sich der demographische Wandel bemerkbar. Sprecherin Monika Doll sagt „Die Zahl der Rollator-Gäste hat zugenommen.“ Schon im Eingangsbereich stehen Kollegen für Hilfesuchende zur Verfügung. „Sie bringen die Menschen zu ihren Plätzen, nehmen die Gehhilfe mit und bringen sie zur Pause und zum Vorstellungsende wieder“, sagt Doll. Jede Etage wird von einem Fahrstuhl angesteuert, Stühle, oder Bänke stehen in den Pausen bereit. Schwierig ist die Parksituation. Von den vier Behindertenparkplätzen, existiert derzeit bloß einer auf der Ludwig-Zimmermann-Straße. Während der Bauarbeiten zur Wehrhahn-Linie muss die Oper die Parkplätze an die Polizei abtreten. Allerdings ist das Haus von der Haltestelle „Heinrich-Heine-Allee“ gut zu erreichen. Die Eintrittskarten garantieren zudem freie Fahrt mit der Rheinbahn.
„Allerdings ist die Anbindung an die Außenbezirke nach einer Vorstellung am späteren Abend nicht so gut“, sagt der Vorsitzende des Seniorenbeirats, Georg Jungbluth. Deswegen und auch, weil ältere Menschen nicht so grundsätzlich nicht gerne spätabends unterwegs sind, beginnen Vorstellungen zwei Mal im Monat bereits um 15 Uhr. „Auch die Schulaufführungen um 11 Uhr sind beliebt“, sagt Doll. „Weil sie zeitig beginnen und es dort so schön lebendig zugeht.“
Am Gründgensplatz bringt ein Aufzug die Besucher von der Tiefgarage bis ins Foyer des Schauspielhauses und von dort auf das Parkett-Niveau. Wer weiter hinten sitzt, gelangt im Großen Haus am besten über die leicht ansteigende Rampe im Saal zu seinem Platz, muss allerdings einige flache Stufen überwinden. Auch ein Geländer steht nicht zur Verfügung. Im kleinen Haus ist hingegen eines vorhanden. Andrea Kaiser, Sprecherin des Schauspielhauses, rät allen Gästen, die ein spezielles Anliegen haben, dieses beim Kartenkauf zu konkretisieren. Etwa, wenn jemand einen Randplatz benötigt, weil ein Durchhangeln zu einem innenliegenden Platz zu beschwerlich ist. „Unsere Kollegen helfen gern“, sagt Kaiser.