Kunst: Lüpertz blickt auf „Frau und Hund“
Der Rektor der Akademie plädiert für schräges Denken.
Düsseldorf. Der Saal im Heine-Haus war überfüllt, als Markus Lüpertz seine "Zeitschrift für kursives Denken: Frau und Hund" vorstellte. Der Titel sei so schräg wie das Denken, das in den Heften Platz finden soll und habe nichts mit seinem Frauenbild zu tun, so der Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie, der den Abend bestgelaunt moderierte. Flankiert wurde er vom Wiener Kunsttheoretiker G. H. Holländer, Redakteur der Zeitschrift, und dem Lyriker und Poetik-Professor Durs Grünbein, der leider nur drei seiner schönen Gedichte vortrug. Es liegt bereits die zehnte Ausgabe von "Frau und Hund" vor, in der, so Herausgeber Markus Lüpertz, Kunst und Poesie sich "unzensiert" begegnen sollen. Parallel dazu ist nun das erste Buch der "Reihe kursives Denken" erschienen: "Gott Merkur" enthält Lüpertz’ Aufzeichnungen während der Arbeit an der gleichnamigen Skulptur. Bei einer kurzen Lesung daraus erhielten die Zuhörer Einblick in den schwierigen Schaffensprozess. Die Leichtigkeit des Entwurfs sollte erhalten bleiben, immer wieder zerstörte Lüpertz das Aufgebaute, um neu zu beginnen. Eine solche Reflektion eigenen Schaffens sei sehr selten, lobte Durs Grünbein seinen Akademiekollegen und fragte nach, warum er darüber schreibe. "Weil ich mich so bedeutend finde", setzte Lüpertz da sogleich zur Selbstdarstellung als Künstler-Genie an. Das war amüsant, solange es mit einem selbstironischen Touch daherkam. Aber als eine Frau aus dem Publikum sich gegen diese Auffassung des genialen Künstlers wendete, wurde sie vom Podium so heruntergeputzt, dass doch ein bitterer Nachgeschmack bleibt. Offenbar gibt es bei diesem Genie nichts zu lachen. Stattdessen haben "Frau und Hund" wohl bewundernd zum Herrchen aufzublicken?