Rap-Camp im FFT: Sich den Kummer von der Seele reimen
Im FFT Juta rappen Jugendliche gegen Armut. HipHop-Profis helfen ihnen dabei.
Düsseldorf. "Ich kam nach Deutschland ohne meine Eltern, sie haben mich verkauft, weil sie dort nicht das Geld haben." David, 14 Jahre, erzählt eine Geschichte von Sehnsucht nach einer unbekannten Heimat, nach den leiblichen Eltern, von der Suche nach Identität. Es ist zum Weinen, denn es ist seine ganz persönliche Geschichte, die er hier zum Beat aus dem Ghetthoblaster rappt. Als Baby kam er aus Sao Paulo nach Deutschland. Er kennt nur seine Adoptiveltern. Gemeinsam mit Kumpel Marcel aus Gambia, ebenfalls 14 Jahre, besucht er das Rap Sommercamp im FFT Juta. Erstaunlich gekonnt rappen die Jugendlichen gegen die Armut auf der Welt. Dabei reimt sich mancher seinen Kummer von der Seele. Mädchen und Jungen im Alter von 13 bis 17 nehmen an diesem Workshop zum Thema Armut teil. Nach sieben Tagen Training werden heute alle 16, darunter vier Mädchen, Durchschnittsalter 15 Jahre, einen Live-Auftritt absolviert, ein Video gedreht, eine CD mit ihren Stücken in der Tasche und gewiss neue Freunde gefunden haben. Im Team von David und Marcel sind auch Konstantin und Svenja. Die zierliche Fünfzehnjährige summt ein Intro, legt los. Man spürt ihre Bühnenerfahrung, sie trat gerade erst mit einer Theatergruppe auf. Konstantin hat vom Camp aus der Zeitung erfahren. "Ich hatte gerade 35 Euro." Das entspricht der Kursgebühr inklusive Mittagessen. Konstantin rappt, seit er neun ist, hört HipHop, seit er denken kann. Beim Vortrag präsentiert er mit Nachdruck seine Meinung über Reiche und Arme auf der Welt. Der Text ist gerade erst entstanden.
Die Formation "Sons of Gastarbeita" unterstützt die jungen Rapper
Nach dem Einstieg mit Vorträgen zur HipHop-History und Berichten ehemaliger Entwicklungshelfer ist Kopfarbeit angesagt: Vor Din-A-4-Blättern zerbrechen sich die Kinder ihre Köpfe darüber, wie man die Armut auf der Welt differenziert und präzise mit politischer Korrektheit in die stakkatoartig vorzutragenden Wortkaskaden fassen kann.Sie haben prominente Unterstützung. Mitglieder der Rap-Formation "Sons of Gastarbeita" (SOG), die schon mit Grönemeyer, Fettes Brot oder Fanta 4 unterwegs waren, coachen die drei Teams, bringen selbst komponierte Grooves als Arbeitsgrundlage mit und helfen beim Texten und Proben. "Hier könntest du atmen, mach da eine Pause", rät Germain einem Wortakrobaten in spe auf die Sprünge, während Mandy, ebenfalls Mitglied der SOG-Family, ihrer Gruppe den Einsatz vorgibt. Schon weit über 350 Projekte dieser Art haben die in Witten beheimateten SOG seit 1996 betreut. Im Rahmen dessen entstand auch die "Grup Tekkan", deren zweifelhafter Ruhm mit "Wo bist du, mein Sonnenlicht" sich nach der Arbeit mit SOG verselbstständigte. Mandy schüttelt den Kopf: "Da kämpfst du dich mit anspruchsvollen Texten durch die HipHop-Maschinerie, und dann landet so was in den Charts." Rap Sommer-CampProjekt Das Rap Sommercamp ist eine Initiative der regionalen Bildungsstelle des Deutschen Entwicklungsdienstes in Koproduktion mit "Sprungbrett" der Diakonie Düsseldorf und dem FFT.