Kunstsammlung: Der Beuys-Blitz hängt
Das erste kapitale Werk von Joseph Beuys, die Vorhut seiner Schau am Grabbeplatz, ist am Montag eingetroffen: der „Blitzschlag“.
Düsseldorf. Am Montag bauten Kuriere, Restauratoren und Kuratoren die erste große Installation von Joseph Beuys in der Kunstsammlung am Grabbeplatz auf: den über sechs Meter hohen Bronze-Guss "Blitzschlag". Er gehört zu einem Ensemble von 39 Einzelteilen und gilt als das schwergewichtigste Alterswerk des Künstlers.
2,5 Millionen Mark hatte 1987 die Stadt Frankfurt für ein solches Ensemble gezahlt - vergleichsweise günstig, denn das Werk ist heute mindestens das Zehn- bis 20-fache wert. Für die Unterbringung der Arbeit im Museum für Moderne Kunst wurden seinerzeit die Baupläne geändert und der Größe des Werks angepasst. Die Frankfurter Arbeit war für Düsseldorf nicht zu haben, denn dafür hätte man das Museum auseinandernehmen müssen. Der jetzige Guss kommt aus dem Guggenheim-Museum in Bilbao.
Am Grabbeplatz waren vor allem die Statiker gefragt. Denn der "Blitzschlag", der an eine in der Bewegung erstarrte Lavamasse erinnert, wiegt mit Haken 945 Kilogramm, hinzu kommt ein Stahlträger von 300 Kilogramm. Das Balance-Problem aber besteht darin, dass der Koloss nur an einem einzigen Punkt den Boden berühren darf. Die Wand, die ihn trägt und die eigens dafür in die Halle eingebaut wurde, hat im Inneren ein wabenartiges Gerüst zur Stabilisierung.
Um diesen Blitzschlag, seine 35 "Urtiere" oder "Lehmlinge", den "Hirsch" aus einem alten Bügelbrett, die "Ziege", die aus einer Eisenlore auf drei Rädern hergestellt wurde, sowie das abgegossene Wurzelwerk, hat es viele Rätsel gegeben. Eines davon ist, dass von den fünf Fassungen des Ensembles eine komplett verschwunden ist - trotz aller Nachforschung.
Beuys-Arbeiten in dieser Größe zu kaufen, wäre heute unmöglich. Derlei Skulpturen befinden sich in öffentlichen oder privaten Sammlungen. Marktpreise gibt es nicht. Die aktuellen Versicherungssummen werden von Museumschefin Marion Ackermann nicht genannt. Sie sind so hoch, dass für einen Großteil der 300 zu erwartenden Exponate das Land NRW haftet.